Warnstreiks: 'Keine heile Welt bei Amazon in Deutschland'

An employee of Amazon takes part in strike by German united services union Ver.di in front of Amazon warehouse in Bad Hersfeld
An employee of Amazon takes part in strike by German united services union Ver.di in front of Amazon warehouse in Bad HersfeldREUTERS
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Die Gewerkschaft fordert eine Bezahlung, die dem Branchen-Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels entspricht.

Im Streit um eine Tarifbindung für die Beschäftigten des Online-Versandhändlers Amazon in Deutschland hat die Gewerkschaft Verdi für Montag neue Warnstreiks angesetzt. Die ersten 200 Mitarbeiter der Frühschichten legten von 06.30 Uhr an die Arbeit nieder und versammelten sich vor dem Werkstor des Leipziger Versandzentrums, wie Verdi-Fachbereichsleiter Jörg Lauenroth-Mago am Montag mitteilte. Die Amazon-Geschäftsführung erwartet am Nachmittag mehrere Kommunalpolitiker am sächsischen Standort.

"Wir wollen zeigen, dass bei Amazon keine heile Welt herrscht, sondern eine große Unzufriedenheit über die Arbeitsbedingungen", erklärte Verdi-Fachbereichsleiter Jörg Lauenroth-Mago. Er lud die Lokalpolitiker ein, auch mit den Streikenden zu sprechen und deren Forderung "sichtbar zu unterstützen".

Konzern lehnt Tarifbindung ab

Verdi fordert eine Bezahlung, die dem Branchen-Tarifvertrag des Einzel- und Versandhandels entspricht. Die Unternehmensführung lehnt eine solche Tarifbindung bisher ab, das US-Unternehmen orientiert sich an der Bezahlung in der Logistikbranche. Laut Verdi gibt es kein Urlaubs- und kein Weihnachtsgeld, zudem werden Nachtarbeitszuschläge erst ab Mitternacht gezahlt. Vor zwei Wochen waren deshalb bereits hunderte Beschäftigte in Bad Hersfeld und Leipzig in den Ausstand getreten.

Insgesamt betreibt Amazon in Deutschland acht Logistik- und Versandzentren, dazu zwei Kundenzentren für die Bestell- und Bezahlvorgänge sowie eine Zentrale in München. Amazon ist der weltweit führende Onlinehändler. Der Konzern beschäftigt in Deutschland 9000 Mitarbeiter und weltweit über 88.000 Mitarbeiter.

Das Online-Kaufhaus Amazon ist zuletzt durch den Skandal um die schlechte Behandlung von Leiharbeitern im Ansehen der Verbraucher gesunken. Im Februar war eine ARD-Fernsehreportage über die Arbeits- und Lebensbedingungen von Leiharbeitern am Standort in Bad Hersfeld ausgestrahlt worden. Die Saisonarbeiter sollen dem Bericht zufolge von privaten Sicherheitsdiensten schikaniert worden sein. Amazon kündigte daraufhin der Sicherheitsfirma und ließ den Vertrag mit der für die Unterbringung der Leiharbeiter zuständigen Firma auslaufen.

(APA/dpa)

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