OÖ: Pegelstand sinkt - Hoffnung in Grein steigt

HOCHWASSER IN OeSTERREICH: OBEROeSTERREICH
HOCHWASSER IN OeSTERREICH: OBEROeSTERREICHAPA/RUBRA
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Die Pegelstände gehen zurück. Auch in Grein sank in der Nacht der Wasserstand. Ob der Hochwasserschutz ausreicht, ist noch nicht klar.

Auch in Oberösterreich hat sich die Hochwasserlage am Dienstag noch nicht entspannt. In Ottensheim (Bezirk Urfahr-Umgebung) gab es in der Nacht auf Dienstag Probleme mit dem Damm, die Lage sei aber unter Kontrolle, teilte das Landesfeuerwehrkommando mit. Zittern hieß es für die Bewohner von Grein (Bezirk Perg). Es war eine Frage von Zentimetern, ob der Hochwasserschutz in Grein hält oder nicht. Dienstag kurz vor 21.30 Uhr wurde hier noch ein Pegel von 14,55 Metern gemessen. In der Nacht kam es aber zur erhofften Entspannung. Der Pegel sank auf 14,29 Meter (Stand 4 Uhr).

Das prognostizierte Maximum von 14,80 Metern dürfte also nicht mehr erreicht werden. "Wir betrachten das mit Argusaugen." In Schärding, Linz und Mauthausen waren die Pegelstände ebenfalls weiter rückläufig. In Schärding wurden am Nachmittag 5,61 nach 6,36 Metern am Vormittag gemessen (>>>"Presse"-Lokalaugenschein aus Schärding), in Linz waren es 8,84 nach 9,17 Metern und in Mauthausen 8,36 nach 8,53 Metern.

Menschen, die am Montag in Linz im Bereich der Oberen Donaulände evakuiert worden waren, konnten am Dienstag wieder in ihre Häuser zurückkehren. Im stark betroffenen Bezirk Urfahr-Umgebung wurden bis zum Nachmittag mehr als 110 Personen in Sicherheit gebracht, 22 davon per Hubschrauber. Sie kamen bei Angehörigen und Bekannten unter. In Gramastetten wurde eine 20-jährige Frau vermisst, die zuletzt am Wochenende auf einem Fest gesehen worden war. Ob ihr Verschwinden etwas mit dem Hochwasser zu tun hat, war vorerst nicht klar. In Goldwörth, das am Vormittag laut Augenzeugen "ein einziger See" war, ging das Wasser zurück. In Oberösterreich waren laut Auskunft des Landes bisher in Summe über 28.000 Freiwillige im Einsatz, teilweise seit Freitag.

Ebensee: Viele Häuser noch unter Wasser

Katastrophale Zustände gab es weiterhin in der Gemeinde Ebensee (Bezirk Gmunden) im oberösterreichischen Salzkammergut. Zwar sank der Pegel des Traunsees, 50 Häuser standen jedoch noch immer unter Wasser, zwei Ortsteile waren komplett von der Außenwelt abgeschnitten, ganze Straßen wurden weggeschwemmt. In Uttendorf (Bezirk Braunau) musste wegen des Hochwasser die Geburt eines Mädchens im Rot-Kreuz-Wagen stattfinden. Das Rettungsfahrzeug kam aufgrund der Überflutungen zu langsam voran. Mutter und Kind sind wohlauf.

Dienstagnachmittag standen rund 4000 Feuerwehrleute, 800 Rot-Kreuz-Mitarbeiter, 750 Polizisten und 70 Soldaten im Einsatz. Laut Auskunft des Landes waren bisher in Summe über 28.000 Freiwillige im Einsatz, teilweise seit Freitag.

Kritik an Prognosen

Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) hatte bereits am Montag erklärt, dass das Hochwasser in den Prognosen unterschätzt worden sei. Das Thema werde man sich "sehr genau anschauen" und Verbesserungen anstreben, erklärte er am Dienstag. Pühringer machte auf die "Abhängigkeit" vom benachbarten Deutschland aufmerksam: "Die Situation, die wir in Passau haben, ist von Bayern nicht vorhergesagt worden." Das Land pochte auf mehr rechtliche Handhabe gegen Grundstücksbesitzer, die sich nicht von Flächen zum Hochwasserschutz trennen wollen. Die Solidarität habe in den vergangenen Jahren abgenommen, so der Tenor in einer Pressekonferenz nach der zweiten Sitzung des Krisenkoordinationsgremiums am Dienstag in Linz.

Pühringer kündigte einen "noch sehr kritischen Tag" an. Bei einem Damm in Ottensheim (Bezirk Urfahr-Umgebung) habe sich die Lage etwas entspannt, ein Durchbruch wäre eine Katastrophe. Im Bezirk mussten u.a. zwei Leichtverletzte und drei Kinder per Hubschrauber geborgen werden. Das Wasserwerk der Linz AG in Goldwörth war laut dem Versorgungsunternehmen unter Kontrolle. Die Trinkwasserversorgung von dort sei gesichert, hieß es. Die Hilfskräfte hatten in vielen Landesteilen alle Hände voll zu tun: In Pupping (Bezirk Eferding) beispielsweise musste das Erdgeschoß des Altersheims evakuiert und in der Eferdinger Kläranlage Personen ausgeflogen werden. "Da geht's um persönliche Schicksale, die reißen dich schon emotionell vom Sockel", sagte Pühringer.

"Es kann nicht genug helfende Hände einfacher Art geben", appellierte Umweltlandesrat Rudi Anschober (Grüne) an mögliche Freiwillige, vor allem Steyr und Schärding beim Aufräumen zu unterstützen. Man habe die Katastrophe sehr gut im Griff, erklärte der zuständige Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP). Er ersuchte darum, die Einsatzkräfte nicht zu behindern. Schaulustige auf den Dammkronen haben zuletzt immer wieder für zusätzliche Arbeit gesorgt.

Viele Orte betroffen

Krisenstimmung herrschte im Bezirk Urfahr-Umgebung im Mühlviertel: In Walding retteten sich Menschen vor den Fluten auf Hausdächer. Im nahegelegenen Feldkirchen mussten zahlreiche Gebäude evakuiert werden. Laut Auskunft der Feuerwehr waren rund 200 Personen betroffen. "Es schwimmt alles, das ist ein einziger See", schilderte ein Augenzeuge, der darauf wartete, dass ihn die Feuerwehr mit einem Boot abholt.

Geburt im Rettungsauto

Da das Rettungsauto wegen des Hochwassers nur sehr langsam voran kam, musste am Montagabend in Uttendorf (Bezirk Braunau) die Geburt eines Mädchens im Rot-Kreuz-Wagen am Marktplatz stattfinden. Noch bevor der Notarzt eintraf, war das Mädchen auf der Welt. Die Mutter und das Baby sind wohlauf, teilte das Rote Kreuz in einer Presseaussendung am Montagabend mit. Sie wurden zur ärztlichen Versorgung ins Krankenhaus gebracht.

HOCHWASSER IN OeSTERREICH: GEBURT IN RETTUNGSWAGEN IN OBEROeSTERREICH
HOCHWASSER IN OeSTERREICH: GEBURT IN RETTUNGSWAGEN IN OBEROeSTERREICHAPA/OÖRK

Laut Hydrografischem Dienst soll sich die Hochwassersituation in Oberösterreich erst am Dienstagnachmittag langsam entspannen. Überaus dramatisch war die Situation auch im benachbarten Passau. Weite Teile der Alt- und Innenstadt versanken in den Fluten von Donau und Inn (>>> mehr dazu).

Die oberösterreichischen Schüler sind weiterhin entschuldigt, wenn ihr Schulweg unterbrochen oder zu gefährlich ist. Das teilte der Landesschulrat am Dienstag mit. Etliche Kinder und Jugendliche haben bisher davon Gebrauch gemacht, auch einige Lehrer konnten hochwasserbedingt nicht zum Unterricht erscheinen. In den am stärksten betroffenen Gebieten waren am Dienstag zahlreiche Schulen nach wie vor zu.

In Oberösterreich wurde zusätzlich zu den Mitteln aus dem Katastrophenfonds ein Spendenkonto - mit der Nummer 800003, der Bankleitzahl 54.000 und dem Verwendungszweck "Hochwasserhilfe OÖ 2013" - eingerichtet.

(APA)

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