Johannes Faber: Eine Ikone der Moderne

Für den Wiener Fotografiepionier ist Rudolf Koppitz' "Bewegungsstudie" ein Meilenstein.

Über dreißig Jahre schon kämpft Johannes Faber (ja, der Bruder des Wiener Dompfarrers) für die moderne Fotografie in einem lange Zeit äußerst „unfotogenen“ Land. 1982 gründete er seine „Fine Photographs“-Galerie in Wien, mittlerweile weltweit eine der ersten Adressen für Fotos der klassischen Moderne, von Edward Steichen, Heinrich Kühn und Co. Faber berät sogar einen speziellen Fonds, den „Art Photography Fund“. Als „Schlüsselbild“ gibt er – abgesehen von seiner am Freitag eröffneten Ausstellung zur Fotografenfamilie Koppitz in der Dorotheergasse12 – die berühmte „Bewegungsstudie“ des Wiener Fotografen Rudolf Koppitz (1884–1936) an. „Es ist eine Ikone. Auch wenn man wenig Ahnung von Fotografie hat, gefällt es einem“, so Faber. 1925 aufgenommen, zeigt es keinen (rein) für Männer inszenierten Nachtklub-Blick, sondern eine mithilfe von nachträglichen Retuschen inszenierte Selbstdarstellung der Tanzgruppe Claudia Issatschenkos, die auch den Beginn des Modern Dance markiert. „Vor allem junge, großbürgerliche Frauen begannen damals, stolz auf ihren Körper zu sein“, so Faber, „speziell das jüdische Bürgertum war dahingehend sehr liberal.“ Das Foto war weltweit zu sehen, 1926 etwa in San Francisco und New York, „als man speziell in Amerika begann, die Fotokunst als Bestandteil der Kunst zu sehen“. 1926 wurde die Fotokunst auch erstmals in der Encyclopaedia Britannica beschrieben – als Beispiel dafür war die „Bewegungsstudie“ abgedruckt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.06.2013)

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