"Israel kann ausländischen Kräften nicht trauen", sagte der Minister Juwal Steinitz. Sein Regierungschef Netanyahu sieht das ähnlich.
Der Abzug der österreichischen Soldaten aus dem Golan schläg weiterhin hohe Wellen. Nach einem koalitionsinternen Seitenhieb des Ex-Verteidigungsministers und jetzigen Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter (ÖVP) („Nur aus einem Bauchgefühl heraus zu entscheiden, ist falsch.“ >> Lesen Sie hier mehr) kommt nun auch Kritik aus Israel.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hat den Abzug Österreichs aus der UN-Mission für die Golanhöhen scharf kritisiert. Die Tatsache, dass die UN-Blauhelmtruppe in sich zusammenbreche, zeige einmal mehr, dass Israel sich in Sicherheitsfragen nicht auf internationale Kräfte verlassen könne, sagte er nach einer Kabinettssitzung am Sonntag in Jerusalem.
Noch deutlicher wurde der für die Geheimdienste zuständige Minister Juwal Steinitz. "Wir sehen jetzt, was die österreichischen Streitkräfte auf den Golan-Höhen wert sind. Israel kann ausländischen Kräften nicht trauen und manchmal, wie jetzt, ist ihre Präsenz bei Krisen eher ein Hindernis als eine Hilfe", sagte Steinitz.
Österreich hatte nach der Eskalation der Kämpfe zwischen syrischer Regierung und Rebellen seinen bereits zuvor angedrohten Abzug aus der UN-Truppe UNDOF angekündigt. Die UNDOF soll eine gut 70 Kilometer lange entmilitarisierte Zone zwischen Israel und den nördlichen Nachbarn Libanon und Syrien überwachen. Österreich stellte bisher 380 der gut 1.000 UNDOF-Soldaten. Ein Angebot Russlands, das österreichische Kontingent zu ersetzen, hatte der UN-Sicherheitsrat mit dem Hinweis abgelehnt, als Ständiges Mitglied im Sicherheitsrat könne das Land nach dem UNDOF-Mandat keine Blauhelme dort stellen.
Netanyahu beteuerte abermals, sein Land werde sich nicht in den syrischen Bürgerkrieg einmischen, solange die Gewalt dort sich nicht gegen Israel richte. Die Furcht vor einem Übergreifen der Kämpfe auf Israel war nach der Eskalation auf den Golan-Höhen gewachsen. Israel hatte den strategisch bedeutsamen Höhenzug im Sechstagekrieg 1967 von Syrien erobert und später seinem eigenen Staatsgebiet zugeschlagen.
Langsamerer Abzug?
Außenminister Michael Spindelegger (ÖVP) ließ unterdessen in einem Interview durchblicken, dass der Abzug der Österreicher vom Golan doch langsamer gehen könnte. Man wolle eine ordentliche Übergabe an die Nachfolger, sagte er der Zeitung "Österreich". "Wenn das sechs Wochen dauert, gut." Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) sprach bisher immer von einem Abzug innerhalb vier Wochen. Die ersten Soldaten sollten schon am kommenden Dienstag heimreisen.
(APA/Reuters)