H5N1: Der Mensch bringt das Virus

Mensch bringt Virus H5N1
Mensch bringt Virus H5N1(c) EPA (Edi Israel)
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Das jetzt gefundene Virus H5N1 ist das gleiche, das 2005 Pandemie-Sorgen bereitete. Damals zeigte sich, dass menschliche Aktivitäten die Viren verbreiten.

Wien. Als 2005 in China die Vogelgrippe ausbrach, tötete sie Millionen Vögel – in Geflügelfarmen und in der Natur – und 331 Menschen. 565 hatten sich angesteckt. Diese Vogelgrippe – H5N1, der Name kommt von Proteinen in der Hülle der Grippeviren – war also für Menschen höchst gefährlich: Sie tötete fast zwei Drittel der Infizierten.

Aber sie infizierte sehr wenige: H5N1 verbreitet sich unter Vögeln rasch, greift aber von Vögeln auf Menschen nur dann über, wenn sie engen Kontakt haben: Die Opfer waren Geflügelzüchter, Veterinäre, Köchinnen etc. Und von Menschen auf Menschen wird H5N1 überhaupt nicht übertragen. „Die Vogelgrippe ist eine Hendlgrippe“, beruhigt Franz Heinz, Chef der Virologie der Uni Wien: „Sie bringt Vögel um. Das ist vor allem ein Problem der Landwirtschaft.“

Trotzdem war in Europa die Sorge groß, Regierungen rüsteten – getrieben von Medien – mit Masken für ganze Bevölkerungen auf, und die Bevölkerungen stürmten Apotheken, um sich mit einem Wundermittel auszustatten. Aber H5N1 kam nicht, zumindest nicht auf dem Weg, der offiziell gefürchtet wurde: „Wir müssen davon ausgehen, dass Zugvögel das Virus verschleppen“, warnte EU-Gesundheitskommissar Kyprianou.

Vogelkundler und Virologen schüttelten die Köpfe: Zum einen gibt es keine Vögel, die von China nach Österreich ziehen, und zum anderen hätte kein Vogel den Weg geschafft, das Virus tötet zu rasch. Gekommen ist H5N1 trotzdem, einige Wildvögel starben, wenige.

Wie kam das H5N1? Mit Menschen bzw. vermutlich mit einem ganz neuen „Zugvogel“: „Durch den Handel ist das Huhn der größte aller Zugvögel geworden“, erklärt Adrian Long (BirdLife). Das zeigte sich etwa, als H5N1 in einer Geflügelfabrik in Nigeria ausbrach. Der Verdacht richtete sich gegen China, von dort geht vieles in die Welt, was an Hühnern verwertbar ist, Eier, Küken, Federn, auch Kot.

So wird es auch bei der nächsten Grippe sein: Sie entsteht in der Natur Ostasiens und wird dann von Menschen verbreitet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2013)

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