Gnade, Gewerkschaft!

Glaubt man dem ÖGB, schreiben wir 1978.

Im Wahlkampf ist Bescheidenheit keine Zier. Was der Gewerkschaftsbund kommende Woche fordern will, verblüfft aber doch. Kleine Beispiele: Zusätzlich zu den finanziell maroden Universitäten sollen auch Fachhochschulen auf Studiengebühren verzichten. Offenbar verstört der Erfolg der Fachhochschulen.

Oder: Der öffentliche Dienst als Arbeitgeber muss „seine beschäftigungspolitische Verantwortung“ wahrnehmen; Aufnahmestopps seien aufzuheben. Endlich haben wir es schwarz auf weiß: Beamte arbeiten nicht für Bürger, sondern, um den Arbeitsmarkt zu entlasten. Gefordert werden die Wiedereinführung der Erbschaftssteuer ab 150.000 Euro, die Wiedereinführung der Vermögensteuer ab 700.000 Euro und eine Wertschöpfungsabgabe auf „Gewinne, Fremdkapitalzinsen, Abschreibungen, Mieten, Pachten und Leasingraten eines Unternehmens“. Auf alles, was ein Unternehmen so (an-)treibt. Schön auch der Satz: „Die Verkürzung der Arbeitszeit vernichtet keine Arbeitsplätze, wie Wirtschaft und Industrie glauben machen wollen, im Gegenteil: Zehn Prozent weniger arbeiten bringt 90.000 zusätzliche Arbeitsplätze.“ Warum nicht um 90 Prozent kürzen? Das brächte so doch 810.00 Arbeitsplätze!

Der ÖGB schreibt 1978. Oder ist völlig entrückt.

rainer.nowak@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2013)

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