Notenbanker warnt vor „größter Bond-Bubble aller Zeiten“

Bank of England Governor Mervyn King speaks to reporters at the close of the G7 Finance Ministers and central bank governors summit at Hartwell House in Aylesbury
Bank of England Governor Mervyn King speaks to reporters at the close of the G7 Finance Ministers and central bank governors summit at Hartwell House in AylesburyREUTERS
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Andy Haldane (Bank of England) greift zu drastischen Worten. Haldanes Warnung darf durchaus als Kritik an seinem Nochchef King betrachtet werden.

Wien/London/Jil. Kurz vor dem Führungswechsel in der Bank of England (Mervyn King wird Anfang Juli durch den Kanadier Mark Carney ersetzt) sorgt ein junger Notenbanker in Großbritannien für Aufsehen: Andy Haldane, Bank-of-England-Direktor für Finanzstabilität, nahm sich bei einer Anhörung vor dem britischen Parlament kein Blatt vor den Mund, berichtet der „Guardian“.

Die größte Gefahr für die Stabilität der Finanzmärkte sei derzeit die „größte Bond-Bubble aller Zeiten“, sagte Carney. Und mit „Bond-Bubble“ meinte er nicht etwa Unternehmensanleihen, sondern Staatsanleihen – eine „Bubble“, die vor allem von der teils brutal lockeren Geldpolitik der Zentralbanken aufgeblasen wurde. Haldanes Warnung darf also durchaus als Kritik an seinem Nochchef King betrachtet werden. Vor allem, da die BoE ihre Bilanz durch „Gelddrucken“ sogar stärker ausgeweitet hat als die Ferderal Reserve in Washington.

„Großes Risiko“

„Seien wir offen: Wir haben absichtlich die größte Staatsanleihenblase in der Geschichte gebildet“, sagte Haldane. „Wir müssen aufmerksam sein und auf die Konsequenzen achten, sollte die Luft aus der Blase rascher entweichen, als wir geplant haben.“ Medienspekulationen über ein mögliches Ende des US-Gelddruckprogramms „Quantitative Easing“ hatten zuletzt für Turbulenzen an den Märkten – und steigenden Renditen auf Staatsanleihen – geführt.

Für Haldane waren das Vorbeben einer Entwicklung, die er als „größtes Risiko“ für die globale Stabilität des Finanzsystems erachtet: eine „ungeordnete Umkehr“ bei den Renditen auf Staatsanleihen. Haldanes Arbeitgeber bemühte sich um rasche Schadensbegrenzung: Der Notenbanker habe nur seine „persönliche Meinung“ wiedergegeben, so die Bank of England in einer Aussendung.

In seinem schriftlichen Statement merkte Haldane auch an, dass die BoE zumindest bei der Behandlung von notverstaatlichten Banken wie der Royal Bank of Scotland und Lloyds Banking „nicht ganz ohne politische Einflussnahme“ gewesen sei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.06.2013)

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