Unternehmen drängen auf Anleihemarkt

Europa. Firmen mit guter Bonität können sich angesichts niedriger Zinsen zu günstigen Konditionen verschulden. Der Anteil der Hochzinsanleihen steigt jedoch.

Wien/Nst. Seit dem Ausbruch der Finanzkrise ist der Markt für Unternehmensanleihen in die Gänge gekommen. Zum einen, weil Banken aufgrund strengerer Eigenkapitalvorschriften mit der Vergabe von Krediten geizen. Zum anderen, weil Investoren auf der Suche nach höheren Renditen den Emittenten die Türen einlaufen.

Investitionen in europäische Firmenanleihen haben sich seit Anfang 2012 auch gerechnet: Einem Bloomberg-Index zufolge lagen die Zugewinne bei rund zwölf Prozent. Wie hoch das gesamte Anleihevolumen in diesem Jahr ausfallen wird, ist aber noch nicht ganz abzuschätzen und „wird im Wesentlichen vom Marktumfeld abhängen“, sagt Matthias Minor von der Royal Bank of Scotland. „Die Liquidität ist grundsätzlich sehr hoch.“ Heuer wurden bisher Unternehmensanleihen im Volumen von rund 147 Mrd. Euro begeben. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht das einem Rückgang von fünf Prozent. Die meisten Emittenten kommen mit einem Anteil von 24 Prozent aus Deutschland, gefolgt von Frankreich (22 Prozent) und Großbritannien (18 Prozent).

Doch nicht alle Unternehmensanleihen werfen heutzutage noch hohe Renditen ab. Vor allem große Unternehmen mit guter Bonität zahlen keine atemberaubenden Zinsen mehr. Nicht selten sind sie sogar unter der Inflationsrate. Daher flüchten viele Anleger in Hochzinsanleihen. Mittlerweile stellen sie 54 Prozent des gesamten Volumens auf dem europäischen Anleihenmarkt. Noch 2012 lag ihr Anteil bei 46 Prozent, wie Zahlen der Royal Bank of Scotland zeigen. Kleinanleger sollten jedoch vor allem über Fonds in dieses Segment investieren. Die Ausfallraten liegen in Europa zwar bei überschaubaren 2,7 Prozent. Mit Fonds lässt sich das Risiko eines Investitionsausfalls aber leichter vermeiden.

Laufzeiten werden länger

Eine Tendenz stellt Minor bei Unternehmensanleihen ebenso fest: Die Konzerne geben immer öfter Anleihen mit längerer Laufzeit heraus. Lag diese im Jahr 2010 noch im Schnitt bei 7,84 Jahren, ist sie nun auf 8,7 Jahre gestiegen. Gleichzeitig sinken die durchschnittlichen Kuponzahlungen: Sie fielen von rund vier Prozent im Jahr 2010 auf aktuell 2,7 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.06.2013)

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