"Sopranos"-Star James Gandolfini gestorben

SopranosStar James Gandolfini gestorben
SopranosStar James Gandolfini gestorben(c) REUTERS (Mario Anzuoni)
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Der 51-jährige Schauspieler hat während seines Urlaubs in Rom vermutlich einen Herzinfarkt erlitten. Seine Darstellung von Tony Soprano in der Serie "Die Sopranos" machte ihn weltbekannt.

James Gandolfini ist tot. Der US-Schauspieler italienischer Abstammung spielte in der HBO-Serie "Die Sopranos" das Familienoberhaupt Tony Soprano. Eine Sprecherin des US-Senders HBO teilte am Mittwoch mit, dass der 51-Jährige vermutlich einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall erlitten habe. Nach Angaben seines Managements starb Gandolfini während einer Urlaubsreise in Rom. "Wir werden ihn sehr vermissen", zitierte das US-Branchenblatt "Hollywood Reporter" aus einer Mitteilung seiner Manager Mark Armstrong und Nancy Sanders. Alle Mitarbeiter seien "unter Schock" und fühlten "unermessliche Traurigkeit" angesichts des Verlusts eines "geliebten Mitglieds unserer Familie", hieß es in einer Mitteilung.

Begann erst mit 25 Jahren mit Schauspielerei

James Gandolfini wurde am 18. September 1961 im US-Staat New Jersey als Sohn eines italienischen Einwanderers geboren. Erst mit 25, als ihn ein Freund zu einem Casting mitnahm, begann er sich für die Schauspielerei zu interessieren. Seine Filmkarriere begann er 1987 in der Low-Budget-Komödie "Shock! Shock! Shock!". 1992 gab er Schauspieler sein Broadway-Debüt in einer kleinen Rolle in dem Stück "Endstation Sehnsucht" an der Seite von Jessica Lange und Alec Baldwin.

Seine erste größere Spielfilmrolle hatte er 1993 in Tony Scotts Thriller "True Romance" nach einem Drehbuch von Quentin Tarantino. Er wirkte unter anderem in "Schnappt Shorty" und dem TV-Film "Die 12 Geschworenen" mit.

"Dachte, sie würden jemand 'gefälligeren' nehmen"

1999 castete ihn Serienerfinder David Chase als Tony Soprano - sehr zur Überraschung des Schauspielers. "Ich fand das Drehbuch großartig", erzählte Gandolfini 2010 dem Magazin "Newsweek". "Ich dachte: 'Das kann ich'. Aber ich vermutete, dass sie sich für jemand 'gefälligeren' entscheiden würden. Also mehr jemanden fürs Auge."

Gandolfini reüssierte in der Rolle des mächtigen Mafiabosses, der unter Panikattacken leidet und bei der Psychotherapeutin Dr. Melfi in Behandlung ist. Die Figur, ein Macho und Choleriker mit labiler Psyche und durchaus sensiblen Seiten, faszinierte die Zuschauer.

Die "Sopranos" wurden ein Hit, machten HBO zum dominanten Sender in dem Genre gehaltvoller Serien und Charakterdarsteller Gandolfini zum Star. Nicht nur für die Schauspieler, auch für die Drehbuchautoren wirkten die "Sopranos" als Sprungbrett: Matthew Weiner entwickelte später "Mad Men", Terence Winter "Boardwalk Empire".

Schlafverzicht für Tony Soprano

Der US-Serie "Inside the Actors Studio" erklärte Gandolfini einmal, wie er die Wut aufbaute, die er für den Part brauchte. Er verzichtete auf Schlaf oder schlug sich selbst. Wenn man müde sei, so der Schauspieler, mache einen einfach alles wütend. "Trink sechs Tassen Kaffee oder geh mit einem Stein im Schuh herum", riet der Schauspieler. "Das klingt dumm, aber es wirkt."

Für seine eindringliche Darstellung wurde der stattliche Star mit drei Emmy- und einer Grammy Trophäen ausgezeichnet. Sechs Staffeln lange, von 1999 bis zum offenen Schluss 2007 schlüpfte er in die Rolle des kriminellen Familienoberhaupts.

Als CIA-Chef in oscarnominiertem Film "Zero Dark Thirty"

Nach dem Ende der Serie wirkte er in  "The Mexican" und "Die Entführung der U-Bahn Pelham 123" mit. 2009 spielte er am Bradway in Yasmina Rezas Erfolgsstück "Der Gott des Gemetzels" mit und wurde für den Theaterpreis Tony nominiert.

Im vergangenen Jahr stellte Gandolfini in dem Thriller "Zero Dark Thirty" den früheren CIA-Chef Leon Panetta dar. In dem oscarnominierten film von Kathryn Bigelow geht es um die Suche nach Al-Kaida-Chef Osama bin Laden und dessen Tötung durch US-Elitesoldaten im Mai 2011.

Zuletzt war er in den Filmen "Der unglaubliche Burt Wonderstone" und "Killing Them Softly" zu sehen. Mit der schwedischen Schauspielerin Noomi Rapace drehte er kürzlich den Krimi "Animal Rescue" des belgischen Regisseurs Michaël R. Roskam ab. Er soll 2014 in die Kinos kommen.

Wurde vor Kurzem zum zweiten Mal Vater

Privat war Gandolfini seit vier Jahren mit dem früheren Model Deborah Lin verheiratet. Im Oktober vergangenen Jahres brachte sie Tochter Liliana zur Welt. Aus seiner früheren Ehe mit Marcella Wudarski hatte der Schauspieler zudem den Sohn Michael.

In Italien hätte er an diesem Wochenende am Filmfestival in Taormina auf Sizilien teilnehmen sollen, berichtet das US-Branchenblatt "Hollywood Reporter" am Mittwoch. Dort wollte der mit Schauspielerin Marisa Tomei und Regisseur Gabriele Muccino auftreten.

"Unglaublich traurige Nachricht"

Mit Bestürzung reagierten Hollywood-Kollegen auf den plötzlichen Tod des Schauspielers. "Unglaublich traurige Nachricht", schrieb Schauspieler Steve Carell auf Twitter. Gandolfini sei ein "guter Mann" gewesen. Robin Williams beklagte den Tod eines "außergewöhnlichen" Darstellers. Bette Midler schrieb bei dem Kurznachrichtendienst: "Der großartige James Gandolfini ist heute gestorben. Nur 51 Jahre alt. Ich kann es nicht glauben".

Schauspieler Jonah Hill bezeichnete den frühen Tod Gandolfinis als "tragischen Verlust". Hollywoodstar Susan Sarandon nannte Gandolfini "einen der nettesten, lustigsten, großzügigsten Schauspieler, mit denen ich je gearbeitet habe". Mia Farrow erklärte, Gandolfini sei "ein großartiger Schauspieler" gewesen, "einfach großartig".

"Sopranos" beste TV-Serie der Geschichte

"Die Sopranos" wurde jüngst vom den US-Drehbuchautoren, der Writers Guild of America, zu der am besten geschriebenen Fernsehserien der TV-Geschichte gekürt. Die Serie wurde unter anderem mit 21 Emmys und fünf Golden Globes ausgezeichnet.

Angst davor, auf seine Rolle als Tony Soprano festgelegt zu werden, hatte Gandolfini nicht. Er bekomme mit zunehmendem Alter unterschiedlichere Rollenangebote, sagte er der "New York Times" 2010. "Ich werde eben auch älter", so Gandolfini. "All das Herumgerenne, das Springen und das Morden, das liegt hinter mir." 

(APA/dpa/her)

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