Der Inzest-Fall von Amstetten: Eine Chronologie

Josef F. wurde am 19. März 2009 zu lebenslanger Haft verurteilt.

Vor etwas mehr als fünf Jahren ist eines der größten Verbrechen der heimischen Kriminalgeschichte bekannt geworden: der Inzest-Fall von Amstetten. Josef F. hielt seine Tochter 24 Jahre lang in einem Kellerverlies gefangen und zeugte mit ihr sieben Kinder. Ein Jahr später wurde der damals 73-Jährige zu lebenslanger Haft mit Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse seit dem Bekanntwerden des Falls:

27. April 2008 - Ein noch nie dagewesener Fall von Missbrauch wird in Amstetten publik: In einem Verlies hat Josef F. seine Tochter 24 Jahre lang gefangen gehalten. Während der Gefangenschaft hat der Mann mit der mittlerweile 42-jährigen Elisabeth sieben Kinder gezeugt, eines starb nach der Geburt. Drei der Kinder lebten im Keller des Wohnhauses der Familie, drei bei Josef F. und seiner Frau: Sie waren angeblich von der vermeintlich abgängigen Elisabeth heimlich bei ihren Eltern abgelegt worden. Die Ermittlungen sind eine Woche zuvor ins Rollen gekommen, nachdem Josef F. seine schwerkranke Enkelin (19) ins Spital brachte und nach ihrer Mutter gesucht wurde. Der 73-Jährige wird festgenommen. Medienvertreter aus aller Welt "belagern" in der Folge tagelang die niederösterreichische Bezirksstadt.

28. April 2008 - F. legt ein weitgehendes Geständnis ab und wird tags darauf in U-Haft genommen.

29. April 2008 - Das Ergebnis der DNA-Untersuchung bestätigt: Alle sechs Kinder der damals 42-jährigen Tochter Elisabeth sind eindeutig von ihrem eigenen Vater.

14. Mai 2008 - Die Opfer-Familie geht mit einer via Plakat vermittelten Botschaft erstmals an die Öffentlichkeit und bedankt sich für die Anteilnahme an ihrem Schicksal.

Anfang Juni 2008 - Die schwerst erkrankte 19-jährige Tochter von Elisabeth, deren Einlieferung ins Krankenhaus den Fall ins Rollen gebracht hat, kann die Intensivstation des Landesklinikums Amstetten verlassen. Nach Angaben der Ärzte wird sie wieder völlig gesund. Die anderen Familienmitglieder sind Ende April in die Sonderkrankenanstalt übersiedelt und werden von der Öffentlichkeit abgeschirmt.

Oktober 2008 - Das gerichtspsychiatrische Gutachten bescheinigt F. Zurechnungsfähigkeit und emotionale Invalidität.

13. November 2008 - Die Staatsanwaltschaft St. Pölten erhebt gegen Josef F. Anklage.

29. Dezember 2008 - Opfer-Anwalt Christoph Herbst gibt bekannt, dass die Tochter von Josef F. sowie deren Kinder das Landesklinikum Amstetten-Mauer nach fast achtmonatigem Aufenthalt verlassen haben. Ihr neues Domizil bleibt geheim.

16. März 2009 - Zu Beginn seines Prozesses in St. Pölten, zu dem zahlreiche internationale Medienvertreter anreisen, bekennt sich F. zu den Anklagepunkten Nötigung, Inzest und Freiheitsberaubung schuldig, räumt zur Vergewaltigung eine Teilschuld ein. Die Vorwürfe Mord und Sklavenhandel weist er zurück.

18. März 2009 - Josef F. legt - nachdem er die Video-Vernehmung seiner Tochter gesehen hat - überraschend ein vollinhaltliches Geständnis ab und bekennt sich auch zu den Anklagepunkten Mord durch Unterlassung und Sklaverei schuldig.

19. März 2009 - F. wird von den Geschworenen in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen. Er wird rechtskräftig zu lebenslanger Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt.

3. Juni 2009 - Josef F. wird in die Justizanstalt Stein gebracht und bezieht dort auf eigenen Wunsch eine Einzelzelle. Der mittlerweile 74-Jährige gibt an, bald arbeiten, sich integrieren und eine Therapie machen zu wollen.

1. November 2010 - Josef F. träumt offenbar von einem Leben in Freiheit. In einem Interview mit der deutschen "Bild"-Zeitung sagt er: "Ich würde später gerne meine Frau pflegen, weil sie mir immer die Treue gehalten hat."

Oktober 2012 - Einem Bericht von "News" zufolge hat sich Josef F. scheiden lassen.

2013 - Josef F. sitzt unverändert in Stein ein.

(APA)

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