Kosovo: Nach Fehlstart neuer "Botschafter" für Belgrad

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Der erste Vertreter Prishtinas in Serbien war nach nur drei Tagen zurückgetreten. Er habe "seine Befugnisse überschritten", heißt es aus dem kosovarischen Außenministerium.

Ausgerechnet die wichtigste diplomatische Mission der kosovarischen Regierung - vorab als Meilenstein gefeiert - begann mit einem veritablen Fehlstart: Am Mittwoch ist Lulzim Peci, der erste Vertreter des Kosovo in Belgrad, zurückgetreten, nach nur drei Tagen im Amt. Peci habe „seine Befugnisse überschritten", hieß es aus dem kosovarischen Außenministerium auf Anfrage der „Presse". Das Einzige, was Prishtina noch tun konnte, war, Schadensbegrenzung zu betreiben, also rasch einen Nachfolger zu ernennen, um die blamable Sache vergessen zu machen: Bereits am Freitag wurde Valdet Sadiku, bisher Botschafter in Zagreb, zum neuen Mann für die heikle Mission ernannt.

Erster Minister-Besuch in Belgrad

Und er machte sich auch gleich nach Belgrad auf: Sadiku begleitete Europaministerin Vlora Çitaku in die serbische Hauptstadt (übrigens die erste derartige Reise eines kosovarischen Regierungsmitglieds). Dort traf er den Chef der EU-Delegation und nahm gleich sein neues Büro in Augenschein. Es befindet sich nämlich in den Räumen der EU-Vertretung. Aus Sicherheitsgründen, und um die Tatsache, dass es einen diplomatischen Vertreter des Kosovo in Belgrad gibt, für Serbien erträglicher zu machen.

Serbien erkennt die 2008 erfolgte Abspaltung seiner Ex-Provinz nicht an und sieht in Sadiku auch keinen Botschafter. In Prishtina hat man indes für den Posten gezielt eine Person vom Rang eines Botschafters gesucht, schon allein, um ihn so nennen zu können: „In unserer Interpretation genießt er volle diplomatische Immunität." Spiegelverkehrt wurde auch ein serbisches Büro in Prishtina eingerichtet, ebenfalls in der EU-Delegation, die den Austausch vermittelt hatte.

„Undiplomatische Wortwahl"

Sadiku wird seine Arbeit in Belgrad nächste Woche aufnehmen. Worin die Befugnisüberschreitung seines Vorgängers bestand, darüber gibt es mehrere Gerüchte. Offenbar hat er Personen getroffen, die er in seiner Funktion nicht hätte treffen dürfen, und handelte damit zu eigenmächtig. Zudem soll er Aussagen getätigt haben, die dem Ziel seiner Mission - für Entspannung zwischen Serbien und dem Kosovo zu sorgen - zuwiderliefen, wie „Die Presse" erfuhr. In Prishtina ist von „undiplomatischer Wortwahl" die Rede. Und das alles in nur wenigen Stunden, denn er war nicht einmal einen ganzen Tag in Belgrad. Ein Tag, der ihn seine Karriere kostete: „Er hat den diplomatischen Dienst quittiert", heißt es im Außenministerium.

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