Andrew Phillips ist in Wimbledon ein gefragter Mann. Er und sein Team präparieren die Schläger der Stars, spannen Saiten und erfüllen individuelle Wünsche.
London/Wien/Cg. Andrew Phillips ist dieser Tage ein bedeutender Mann. Er leitet das Bespannungsservice im All England Club und trägt die Verantwortung dafür, dass die hunderten Aktiven in Wimbledon zeitgerecht und in gewünschter Qualität ihre Arbeitsgeräte zur Verfügung gestellt bekommen.
Sein Team umfasst zwölf Personen, die während des Turniers flinke Finger und viel Geduld benötigen. Bis zu 300 Schläger wollen an einem Tag bespannt werden, über 3000 Meter Saite werden dabei verflochten. „Arbeitslos“, sagt Phillips, begleitet von einem doch etwas gequält wirkenden Lächeln, „sind wir nie.“ Zwölf-Stunden-Tage sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Allein im Einzel wollen 128 Damen und Herren versorgt werden, wobei diese Zahl leicht nach unten korrigiert wird. Roger Federer, Novak Djoković und Andy Murray haben ihre eigenen Bespanner des Vertrauens.
Rekord: 31 Kilogramm
Rafael Nadal hingegen liefert seine Schläger immer bei Phillips ab. Stets mit dem Wunsch, diese mit einem Gewicht von 25 Kilogramm zu bespannen. Ein durchschnittlicher Wert, doch natürlich gibt es diesbezüglich Ausschläge nach oben wie nach unten. Auch liefert die Bespannung keine Garantie auf Erfolg. Nadal schied ja überraschend in Runde eins aus.
Der US-Amerikaner Michael Russell, Nummer 97 der Weltrangliste, lässt mit 15,7 Kilogramm bespannen. Das andere Extrem ist Patricia Mayr-Achleitner, deren Name Phillips nur mit Mühe aussprechen kann. Die Tirolerin hält einstweilen den „Gewichtsrekord“: 31 Kilogramm.
Spielerinnen und Spieler werden bei Grand-Slam-Turnieren verwöhnt, um ein schickes Hotel und reichlich Verpflegung hat man sich nicht zu kümmern. Das Bespannen der Schläger ist aber nicht inkludiert. 26 Euro kostet das einmalige Service, es wird vom Preisgeld abgezogen. Stolze 27.496 Euro kassierten jene Damen und Herren, die in Wimbledon eine Erstrundenniederlage bezogen. Phillips' Dienste konnte sich also jeder getrost leisten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2013)