Solarstreit: Einigung zwischen China und EU in Sicht

An employee dries newly made solar panels at a factory of a photovoltaic company in Jiaxing
An employee dries newly made solar panels at a factory of a photovoltaic company in JiaxingREUTERS
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Das Ziel ist einen Mindestpreis für chinesische Module zu finden. Eine Einigung bis August sei möglich, war aus Verhandlungskrerisen zu erfahren.

Der milliardenschwere Solarstreit zwischen China und der Europäischen Union (EU) steht offenbar kurz vor einer Lösung. Ziel sei es, einen Mindestpreis für chinesische Module zu finden, der über den Herstellungskosten liege, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag aus Verhandlungskreisen. "Die Architektur der Einigung steht." Die Vereinbarung könnte noch vor August geschlossen werden, bevor hohe Strafzölle auf chinesische Solarmodule in Kraft treten.

In dem Konflikt geht es um Solarpanels im Volumen von 21 Milliarden Euro, die Firmen wie Trina Solar, Yingli Green Energy oder Suntech Power nach Europa liefern. Die Aussicht auf eine baldige Lösung stützte die Aktien von deutschen Unternehmen wie Wacker Chemie und SMA. Die Brancheniniative EU ProSun übte indes harte Kritik an den Vorschlägen Chinas: Diese seien eine "Provokation", sagte EU-ProSun-Präsident Milan Nitzschke.

Quote für Mindestpreis

Sun Guangbin, Generalsekretär der Solarabteilung der für die Branche zuständigen Handelsorganisation und Teilnehmer der Verhandlungen, sagte, er sei sehr zuversichtlich, was die Gespräche angehe. Aus Verhandlungskreisen hieß es, zusätzlich zu dem Mindestpreis solle eine Quote für chinesische Module festgelegt werden. Auf Panels, die darüber hinaus verkauft werden, würden Zölle erhoben. Noch unklar sei, wie hoch Quote und Zölle ausfallen sollten. Zudem könnten die Quoten zunächst für zwei bis drei Jahre gelten und danach neu verhandelt werden.

Chinesische und deutsche Medien hatten berichtet, dass die Regierung in Peking nun einen Mindestpreis von 50 Euro-Cent je Watt vorgeschlagen habe - das entspricht in etwa dem Wert, den es Experten zufolge kostet, Solarpanels in Europa zu produzieren. In China ist die Produktion nach Berechnungen von Analysten deutlich billiger: 2012 waren es 0,46 Euro pro Watt, in diesem Jahr könnten es sogar nur 0,37 Euro sein. Mit dem Kompromiss soll der potenziell für beide Seiten sehr teure Handelskonflikt entschärft werden. Die EU ist ein wichtiger Exportmarkt für die chinesischen Solarkonzerne, etwa die Hälfte der Panels geht nach Europa.

Deutsche Conergy musste Insolvenz anmelden

In Europa sind auf Solarmodul-Importe vor kurzem Strafzölle verhängt worden, die im August deutlich steigen sollen. Die Europäer werfen den chinesischen Herstellern vor, mit Preisen unterhalb der Herstellerkosten den europäischen Markt zu fluten und die heimischen Konkurrenten zu verdrängen. Die Produktion von Solaranlagen in China wurde von 2009 bis 2011 um das Vierfache gesteigert, inzwischen übertrifft das Angebot der chinesischen Unternehmen die weltweite Nachfrage. Binnen weniger Jahre steigerten die chinesischen Anbieter ihren Marktanteil in Europa von Null auf 80 Prozent. Branchenvertretern zufolge sind chinesische Module bis zu 45 Prozent billiger als vergleichbare europäische Produkte. EU ProSun sieht durch die diskutierten Pläne keine Entlastung: "Der sogenannte Vorschlag Chinas ist eine reine Provokation", sagte Nitzschke Reuters. Er zeige, dass China kein Interesse an wirklichen Verhandlungen habe. Was bislang vorliege, sei nicht geeignet, den Streit zu beenden.

Deutsche Firmen leiden massiv unter dem Preisverfall. Viele Unternehmen, einst weltweit führend, sind in schwere Schieflage geraten oder mussten sogar Insolvenz anmelden. Erst am Freitag trat Conergy den Gang zum Insolvenzrichter an. Um neue Absatzmöglichkeiten für die Solarmodule zu finden, setzt China nun auf eigene Solarstrom-Kraftwerke. Bis 2020 sollen sie einem Zeitungsbericht zufolge massiv ausgebaut werden.

Der Handelsstreit zwischen China und der EU schaukelte sich zuletzt hoch. Als Reaktion auf die Solarzölle wirft China europäischen Winzern vor, dank Subventionen zu Niedrigst-Preisen ihre Produkte im Reich der Mitte anzubieten. Peking hat ein entsprechendes Prüfverfahren eingeleitet. Dieses könnte vor allem französische Winzer hart treffen.

(APA/Reuters)

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