Konjunktur bedroht „chinesischen Traum“ von einem starken Yuan

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Konjunktur bedroht bdquochinesischen Traumldquo(c) REUTERS (JASON LEE)
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China. Peking drosselt die Konjunkturhoffnungen, die Zentralbank gerät unter Druck: Die langfristige Yuan-Strategie ist in Gefahr.

Wien/Reuters. Eine Aufwertung des Renminbi (Yuan) ohne Einbußen für die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Unternehmen – dieser „chinesische Traum“ droht derzeit an der Konjunkturschwäche des Landes zu zerplatzen. Die People's Bank of China (PBoC) könnte daher gezwungen sein, den Wechselkurs des Yuan zu drücken, damit die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft nicht komplett aus der Spur gerät.

Die Ausfuhren sanken im vergangenen Monat um 3,1 Prozent. Experten hatten dagegen mit einem Plus von vier Prozent gerechnet. Gleichzeitig stimmt die chinesische Regierung Handelspartner und Finanzmärkte auf eine Konjunkturabkühlung ein. Sie rechnet für 2013 nur noch mit einem Plus von sieben statt 7,5 Prozent. Damit würde sie ihr offizielles Wachstumsziel erstmals verfehlen.

Plus 25 Prozent in Asien

„Die PBoC muss ihre Geldpolitik korrigieren und an das veränderte Umfeld anpassen“, sagt Liu Ligang, Chefanalyst für China bei der ANZ Bank. Anderen Analysten zufolge zahlt China nun den Preis dafür, die Exportnachfrage falsch eingeschätzt zu haben. Die Regierung habe offenbar mit einem Anstieg der Ausfuhren gerechnet und die Währung zu stark aufwerten lassen. Der Yuan ist nicht frei handelbar, sondern darf einen von der Notenbank festgesetzten Kurs um maximal ein Prozent über- oder unterschreiten.

Der Kursanstieg zum Dollar sei dabei das geringste Problem, fügt ANZ-Experte Liu hinzu. Schließlich liege er im Vergleich zum Jahreswechsel bei lediglich 1,5 Prozent. Wichtiger seien Veränderungen zu anderen asiatischen Währungen wie dem japanischen Yen oder dem koreanischen Won. Hier liegt das Plus bei bis zu 25 Prozent. „Das ist deshalb so besorgniserregend, weil China mit den Volkswirtschaften der Asean-Staaten konkurriert“, sagt Liu weiter. „Wir könnten weitere Kündigungen bei den chinesischen Industrieunternehmen sehen.“

Die Verwundbarkeit chinesischer Firmen macht der Fall Rongsheng Heavy Industries deutlich. Die größte private chinesische Schiffswerft musste angesichts einer rückläufigen Nachfrage und wegen des harten Wettbewerbs mit japanischen und koreanischen Konkurrenten vergangene Woche um staatliche Hilfen bitten.

Weicher Yuan gefährdet Fernziel

Ob der chinesische Export aber wirklich so stark schwächelt, wie es die jüngsten Daten vermuten lassen, gilt jedoch nicht als gesichert. Die Zahlen haben in den vergangenen Monaten stark geschwankt. Der Regierung zufolge wurden sie vor allem zu Jahresbeginn durch Scheingeschäfte verzerrt. Damit wollten die Unternehmen die strengen Kapitalkontrollen umgehen.

Die Zollbehörde habe dies wohl in den jüngsten Handelsdaten herausgerechnet, schreiben die Volkswirte Zhi Xiaojia und Lu Ting von Bank of America Merrill Lynch in einer Studie. Kurzum: Die Exporte im Juni könnten besser gewesen sein, als die offiziellen Daten vermuten lassen.

Die PBoC kann den Wechselkurs des Yuan auch nicht nach Belieben drücken, um die Exporte anzukurbeln. Denn damit gefährdet sie ihr Fernziel: den Yuan frei handelbar und zu einer der führenden Währungen der Welt zu machen. Dies ist – neben dem politischen Druck vor allem aus den USA – einer der Hauptgründe für die Yuan-Aufwertung der vergangenen Monate. Außerdem verbilligte sie Importe und kurbelte die Binnenkonjunktur an. Die Verringerung der Exportabhängigkeit bleibt ein Kernpunkt der chinesischen Wirtschaftspolitik.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2013)

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