Anleger haben wenig vom China-Boom

Anleger haben wenig China Boom
Anleger haben wenig China Boom(c) REUTERS (JIANAN YU)
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Während Chinas Wirtschaft in den vergangenen zwanzig Jahren überdurchschnittlich stark wuchs, machte man mit chinesischen Aktien nicht einmal ein Prozent Rendite pro Jahr.

Frankfurt/Bloomberg. Der seit 20 Jahren anhaltende Wirtschaftsboom in China hat den Wohlstand der 1,3 Milliarden Bürger des Landes so schnell wie in keinem anderen Land der Welt wachsen lassen. Einige der größten Unternehmen weltweit sind dort entstanden. Für Ausländer, die im Reich der Mitte investierten, sieht die Bilanz schlechter aus: Sie haben mit Investments in chinesische Aktien Erträge von weniger als einem Prozent jährlich erzielt– ein Sechstel dessen, was sie mit US-Staatspapieren erhalten hätten.

Nur Japan war noch schlechter

Seit der Brauereikonzern Tsingtao Brewery im Juli 1993 als erstes Unternehmen vom chinesischen Festland sogenannte H-Aktien bei internationalen Investoren in Hongkong platzierte, hat der MSCI China Index 14 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Der US-amerikanische Standard& Poor's 500 Index kommt im gleichen Zeitraum auf ein Plus von 452 Prozent, der MSCI Emerging Markets auf 322 Prozent und US-Treasuries auf 86 Prozent. Unter den zehn größten Märkten hat lediglich der MSCI Japan mit minus einem Prozent schlechter als der China-Index abgeschnitten.

Derzeit gewährt China Investoren wie nie zuvor Zugang zu seinen lokalen Kapitalmärkten. Aber für Aberdeen Asset Management müssen die Bewertungen noch weiter sinken, bevor der Vermögensverwalter kauft. „China ist ein typisches Beispiel dafür, dass ein gutes Bruttoinlandsprodukt noch keinen guten Aktienmarkt ausmacht“, erklärte Fondsmanager Nicholas Yeo von Aberdeen Asset in Hongkong. „Die fehlende Qualität bei der Unternehmensführung ist einer der Hauptgründe für uns, warum Unternehmen sich langfristig nicht gut entwickeln.“ Seit Jahresbeginn hat der MSCI China Index in Hongkong 9,2 Prozent verloren, im Juni ist er in einen Bärenmarkt gefallen. Nun wären chinesische Aktien relativ günstig. Der Index notiert beim 9,3-Fachen der berichteten Gewinne, verglichen mit einem KGV von 16 für den S&P 500. Der MSCI Emerging Markets Index kommt auf ein KGV von elf.

1992 hatte der damalige chinesische Vize-Ministerpräsident Zhu Rongji neun Staatsunternehmen die Genehmigung zum Börsengang in Hongkong erteilt. Seitdem haben 167 weitere Firmen H-Aktien in Hongkong platziert.

Die chinesischen Aktienindizes leiden nach Einschätzung von Tony Hsu, Fondsmanager bei Dalton Investments in Schanghai, unter dem großen Einfluss des Staates auf viele Unternehmen. So wurden die Banken unter dem früheren Präsidenten Hu Jintao angewiesen, während der weltweiten Finanzkrise Gelder an Kommunen und Regionen zu verleihen. Raffinerieunternehmen wie Petro-China leiden unter den künstlich niedrig gehaltenen Benzinpreisen. Einer Studie der Weltbank vom Februar 2012 zufolge erzielen mehr als 25 Prozent der staatlichen Unternehmen in China keinen Gewinn, und ihr Produktivitätswachstum hinkte über die vergangenen drei Jahrzehnte dem von privaten Unternehmen hinterher.

Konsumtitel gingen gut

Fondsmanager Hsu macht einen Bogen um Staatsunternehmen. Dagegen investiert er in Gesellschaften, die von Unternehmern geführt werden, die große Anteile an der Firma halten. Relativ gut gefahren sind Anleger mit Konsumtiteln. „Wenn sich das Wachstum hin zum Konsum verlagert, wollen wir Unternehmen, die von Konsumausgaben profitieren“, erklärt Nader Naeimi, Leiter dynamische Anlagenallokation bei AMP Capital Investors in Sydney.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2013)

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