Sprachförderung: Teils seit 20 Jahren nicht evaluiert

Sprachfoerderung Teils seit Jahren
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Der Rechnungshof kritisiert die schulische Sprachförderung als undurchsichtiges Stückwerk. Immerhin: Die Frühförderung wirkt.

Zu viele Einzelmaßnahmen, keine gemeinsamen Standards, doppelte Erhebungen und kaum Evaluierung: Das ist, zusammengefasst, die Kritik des Rechnungshofs (RH), der sich in seinem jüngsten Bericht die schulische Sprachförderung für Migrantenkinder vorgenommen hat. Ein Thema von höchster Relevanz, so der RH: Immerhin haben österreichweit 22 Prozent der Schüler an den Pflichtschulen und den AHS-Unterstufen eine andere Muttersprache als Deutsch, in Wien sogar 50 Prozent. Für ihren Schulerfolg sei Sprachförderung wesentlich.

Ob und wie die Maßnahmen, die an den heimischen Schulen umgesetzt werden, wirken, ist in vielen Fällen alles andere als klar: So gibt es seit 1992 Unterricht in Deutsch als Zweitsprache für ordentliche Schüler, evaluiert wurde dieser aber seit der Einführung – also seit 20 Jahren – nie, wie der Rechnungshof kritisiert; ebenso der muttersprachliche Unterricht. Auch die Ausgaben dafür konnte das Ministerium teils nur schätzen.

Was die Sprachförderung für außerordentliche Schüler betrifft – auch hier wurde nicht evaluiert, wie sie sich auf die Deutschkenntnisse auswirkt – plädiert der RH für Änderungen: Man müsse „kritisch beobachten“, ob es sinnvoll sei, Schüler mit schlechtem Deutsch parallel zum Sprachkurs gleich in normale Klassen zu stecken. Mit der Reform der Sprachförderung – Stichwort Vorschule – ändert sich hier ohnehin manches.

Kritik übt der Rechnungshof auch an dem äußerst geringen Anteil an Lehrern, die eine Fort- oder Weiterbildung zur Deutsch-Fördermaßnahmen besucht haben: Im vergangenen Schuljahr hätten lediglich knapp 4200 der insgesamt rund 120.000 Lehrer eine solche besucht; außerdem sei die Ausbildung für Deutschförderung nicht einheitlich.

Länderkompetenz ist ein Problem

Ein Problem ist laut RH auch die Kompetenz der Länder im Pflichtschulbereich: Diese führe teils zu unkoordinierten Maßnahmen und erschwere eine wirksame Strategie. So wurde die Kontrolle der Deutschkenntnisse im Kindergarten – die sogenannte Sprachstandsfeststellung – nicht in allen Ländern eingesetzt. Und wenn, so durften Kindergärten die Ergebnisse meist nicht an  Schulen weitergeben; es wurde doppelt erhoben.

Immerhin eines wird positiv vermerkt: Dass die Zahl der außerordentlichen Schüler zuletzt deutlich gesunken ist, lasse darauf schließen, dass die sprachliche Frühförderung im Kindergarten wirkt.

(beba)

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