Mit Pfandbriefen auf der sicheren Seite

Anleihen. Pfandbriefe sind ein Teil des Anleiheuniversums. Sie sind nicht so sicher wie Staatsanleihen, bieten aber höhere Aufschläge als diese. Auch sind sie weniger riskant als Unternehmensanleihen.

Wien. Sicherheit und Rendite, das gibt es. Doch im Doppelpack sind beide nicht mehr zu haben. Wer heute hohe Renditen will, muss diese zunächst finden, darf sein Kapital dann aber nicht in Sicherheit wähnen.

Viele Anleger tauschen Ertragschancen heute lieber gegen erholsame Nächte ein. Und sichern sich etwa ein Stück am Staatsanleihenkuchen. Doch auch Pfandbriefe können eine mögliche Alternative sein, wenn für den Anleger die sichere Verwahrung des Kapitals im Vordergrund steht. „Pfandbriefe bieten gegenüber Staatsanleihen einen Aufschlag“, sagt Matthias Kandler von der Deka Bank.

Doch was sind Pfandbriefe überhaupt? Sie sind – wie Staatsanleihen auch – ein Teil des gesamten Anleiheuniversums. Ihr Anteil am weltweiten Anleihenmarkt beläuft sich auf rund zwölf Prozent.

Pfandbriefe werden in Österreich nur von bestimmten Banken emittiert. Sie werden auf einer bestimmten gesetzlichen Basis begeben und sind mit einem eigenen Deckungsstock versehen. Im Falle einer Pleite des Emittenten ist das Geld der Anleger nicht verloren. Der Deckungsstock wird nämlich als Sondervermögen behandelt.

Die Deckungsmasse besteht aus hypothekarisch besicherten oder öffentlichen Forderungen. Im Normalfall findet eine regelmäßige Überprüfung dieses Deckungsstockes durch staatliche Experten, etwa einen Regierungskommissär, statt. In der Regel haben auch die Ratingagenturen ein Auge auf die Pfandbriefe der Institute geworfen.

Renditen gehen auseinander

Die Renditen europäischer Pfandbriefe sind ziemlich unterschiedlich. Sie orientieren sich in der Regel an der Bonitätsbewertung des jeweiligen Landes und des jeweiligen Emittenten. Die Zinsen betragen demnach zwischen 0,3 (für eine einjährige Laufzeit) und vier Prozent (für zehn Jahre), sagt Kandler.

In Ländern wie Portugal oder Spanien gibt es aber auch Pfandbriefe mit bis zu sieben Prozent Rendite. Diese Pfandbriefe enthalten aber ein höheres Risiko für Investoren und sind aufgrund der schwachen Emittenten und der intransparenten Struktur nur für sehr risikofreudige Anleger geeignet, so Kandler.

Für einen Pfandbrief, der beispielsweise vom spanischen Kreditinstitut BBVA ausgegeben wird, erhalten Anleger bis zu 3,5 Prozent Rendite. Das ist ein Aufschlag von 1,5 Prozent gegenüber deutschen Pfandbriefen mit einer Laufzeit von zehn Jahren.

Grundsätzlich, so Kandler, verfüge nahezu jedes Land über ein Pfandbriefgesetz, das sich in der Regel am strengen deutschen orientiert. Im spanischen Pfandbriefgesetz ortet Kandler aber Verbesserungsbedarf. Erst kürzlich warnte die Europäische Zentralbank davor, dass sich die Risken bei bestimmten Arten von Pfandbriefen erhöht hätten.

Sofern Sicherheit die oberste Prämisse eines Anlegers ist, sind laut Kandler Pfandbriefe aus Ländern wie Deutschland, Frankreich oder Skandinavien interessant. Sie haben nicht nur fundamental gute Emittenten mit ansehnlichen Sicherheiten zu bieten, Anleger können dort auch von einer investorenfreundlichen Gesetzgebung profitieren.

Fonds bieten sich an

Doch die Nachfrage nach Pfandbriefen hielt sich in den vergangenen Monaten in Grenzen. Zumindest in Österreich, wie Andre Albrecht von der Erste Bank erklärt. Das hat freilich auch mit den geringen Renditen zu tun. Für einen Covered Bond von der Erste Bank (ISIN: XS0432079381) mit einer Laufzeit bis zum Jahr 2016 erhalten Anleger 0,6 Prozent. Bei der UniCredit gibt es für einen Pfandbrief (AT000B049226) mit einer Laufzeit bis 2019 bessere 1,30 Prozent.

Doch beide Produkte haben den Nachteil, nur in sehr hohen Stückelungen erhältlich zu sein. Beim UniCredit-Bond muss man 100.000 Euro auf den Tisch legen, bei der Erste Bank sind es 50.000 Euro. Allerdings gibt es auch Pfandbriefe, die in einer Stückelung von 1000 Euro auf den Markt kommen.

Weil viele keine derart hohen Summen aufbringen können, gibt es die Möglichkeit, über Fonds in Pfandbriefe zu investieren. Ein von der Gesellschaft DWS aufgelegter Fonds (DE0008476532) brachte heuer aber nur magere 1,47 Prozent Rendite ein. Das Allianz-Papier (LU0039499404) warf 2,3 Prozent Rendite ab.

Was Sie beachten sollten bei... Pfandbriefen

Tipp 1

Mündelsicher. Bei Pfandbriefen handelt es sich, wie bei Sparbüchern oder manchen Anleihen auch, um eine mündelsichere Geldanlage. Die Anlage ist demnach besonders sicher, dafür müssen geringere Renditen in Kauf genommen werden. Österreichische Pfandbriefe hatten ebenso wie deutsche Papiere noch nie einen Ausfall zu verzeichnen. Die Deckungsstöcke der Pfandbriefe werden regelmäßig überprüft, um deren Qualität zu gewährleisten.

Tipp 2

Unterschiede. Pfandbrief ist nicht gleich Pfandbrief. Wie bei Staatsanleihen gibt es auch hier deutliche Qualitätsunterschiede. In Deutschland oder auch in den skandinavischen Staaten sind risikoaverse Investoren besser aufgehoben als in schuldengeplagten Staaten wie Spanien oder Portugal. Dort kann man dafür höhere Zinsen einstreifen. Wer einen Pfandbrief kauft, sollte sich jedenfalls zuerst über dessen Bonität informieren.

Tipp 3

Stückelung. Pfandbriefe werden oft nur in hohen Stückelungen von etwa 100.000 Euro verkauft, auch weil sie vor allem für institutionelle Investoren interessant sind. Wem nicht so viel Geld zur Verfügung steht, der kann auf eigene Covered-Bond-oder Pfandbrief-Fonds zurückgreifen. Hier besteht auch die Möglichkeit, das Risiko besser zu streuen. Mittlerweile gibt es auch börsengehandelte Indexfonds (ETF) auf Pfandbriefe.

Tipp 4

Zinsänderungsrisiko. Wie Staatsanleihen auch können sich Pfandbriefe einem möglicherweise steigenden Zinsumfeld nicht komplett entziehen. Covered Bonds können demzufolge unter Druck geraten. In diesem Fall würden die Kurse der Pfandbriefe fallen. Für bestehende Anleger kann das bitter sein, wenn sie ihre Investition wieder abstoßen wollen. Allerdings ist ein Ende der Niedrigzinsperiode noch nicht ganz in Sicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2013)

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