Ägypten: Bombenanschlag erschüttert Nildelta

aegypten Bombenanschlag erschuettert Nildelta
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Die Gewaltspirale in Ägypten dreht sich weiter. Ein Polizist wird bei einem Anschlag in Al-Mansura getötet, in Kairo sterben zwei Mursi-Anhänger.

Bei einem Bombenanschlag in der Stadt Al-Mansura im ägyptischen Nildelta ist am Mittwoch ein Polizist getötet worden. 28 weitere Menschen, unter ihnen Polizisten und Zivilisten, wurden verletzt. Das bestätigte der ägyptische Ambulanzdienst in Kairo.

In der ägyptischen Hauptstadt waren in der Nacht auf Mittwoch zwei Demonstranten getötet worden, als Unbekannte in eine Kundgebung der Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi schossen.

Seit Mursis Sturz am 3. Juli durch das Militär demonstrieren die Anhänger des islamistischen Politikers gegen den "Militärputsch", wie sie die Absetzung bezeichnen. Dabei kommt es immer wieder zu Gewalt. In den meisten Fällen geht diese von den Sicherheitskräften und in letzter Zeit von bewaffneten Zivilisten aus, die kriminellen Banden zugerechnet werden. Mursi wird vom Militär an einem unbekannten Ort ohne Anklage festgehalten.

Der Anschlag in Al-Mansura ereignete sich vor dem Polizeikommissariat. Unmittelbar hintereinander explodierten zwei Bomben. Drei Tage zuvor hatten in Al-Mansura Unbekannte eine Demonstration der Muslimbruderschaft, aus deren Reihen Mursi kommt, angegriffen und dabei drei Frauen getötet. Der politische Arm der Muslimbruderschaft, die Partei Freiheit und Gerechtigkeit, verurteilte den Anschlag. "Unsere Revolution ist friedlich und alle unsere Aktionen sind friedlich", erklärte Essam al-Arian, der Vize-Vorsitzende der Partei.

Die Muslimbruderschaft bekräftigte indes, dass sie nicht an den vom Übergangspräsidenten Adli Mansour angeregten Versöhnungsgesprächen teilnehmen werde. "Wir verweigern der gegenwärtigen Regierung unsere Anerkennung", sagte Ahmed Arif, ein Sprecher der Organisation, am späten Dienstagabend. Mansour war nach dem Sturz Mursis zunächst als Präsident des Verfassungsgerichts vereidigt und dann vom Militär als Übergangspräsident eingesetzt worden.

"Von was für einer Versöhnung reden wir?"

Aber auch ursprüngliche Unterstützer des Militärstreichs rücken von den neuen Machthabern ab. Die salafistische Partei Nour schlug die Einladung zu den am Mittwoch geplanten Gesprächen aus. Der gemäßigt-islamistische Politiker Abdel Moneim Abol Fotouh teilte am selben Tag über den Kurznachrichtendienst Twitter mit: "Die Militärputsch-Regierung hat es nicht geschafft, das Blutvergießen zu beenden. (...) Von was für einer Versöhnung reden wir?"

In ganz Ägypten starben seit Ende Juni fast 170 Menschen bei den politischen Unruhen. Bei Angriffen auf der Sinai-Halbinsel gab es in der gleichen Zeit rund 40 weitere Todesopfer.

(APA/dpa/AFP)

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