"Es geht ihm gut": Ashton traf inhaftierten Mursi

Ashton traf abgesetzten aegyptischen
Ashton traf abgesetzten aegyptischenReuters (MOHAMED ABD EL GHANY)
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Die EU-Außenbeauftragte traf den abgesetzten Präsidenten. Die Muslimbrüder kündigen für heute einen "Millionenmarsch" an.

Das Militär hat mit Catherine Ashton einen hochrangigen Vertreter des Auslands zu dem festgenommenen und abgesetzten Präsidenten Mohammed Mursi vorgelassen. Die EU-Außenbeauftragte erklärte, sie habe zwei Stunden intensiv mit Mursi diskutiert. Ihm gehe es gut. Die Anhänger des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi kündigten für heute trotz der Gefahr erneuten Blutvergießens weitere "Millionenproteste" an.

Ashton hatte zuvor mit einer Pendeldiplomatie zwischen Vertretern der Muslimbrüder und der Machthaber vorerst vergeblich versucht, eine Lösung des Konflikts zu finden. Die Vertreterin der EU wird als eine der wenigen Ausländer von beiden Seiten als Mittlerin akzeptiert. Sie besuchte Mursi am Montagabend. Ihm gehe es gut und er habe Zugang zu Zeitungen und Fernsehen, sagte sie am Dienstag. Zum Aufenthaltsort des gestürzten Präsidenten könne sie keine Angaben machen.

"Wir werden jetzt die Proteste ausweiten"

Eine Forderung nach Freilassung des islamistischen Politikers Mursi, so wie sie der EU-Außenministerrat vergangene Woche in einer Erklärung formuliert hatte, erhob Ashton im Rahmen ihres Besuches in Ägypten nicht. In einer Pressekonferenz in Kairo nach dem Treffen betonte die EU-Beauftragte am Dienstag. "Ich bin nicht hier, um den Leuten zu sagen, was sie tun sollen. Ich bin hierhergekommen, um Gemeinsamkeiten zu finden", sagte Ashton.

"Wir werden jetzt die Proteste ausweiten", kündigte indes der Sprecher der Muslimbrüder, Gehad al-Haddad - und trotzte damit dem Militär. Die von der Armee eingesetzte Interimsregierung hatte die Muslimbrüder aufgefordert, eine Mahnwache mit Tausenden von Anhängern bei einer Kairoer Moschee aufzulösen. Diese haben allerdings angekündigt auszuharren, bis Mursi wieder im Amt ist. Am Samstag waren bei dem vorläufigen Höhepunkt der Zusammenstöße zwischen Sicherheitskräften und Muslimbrüdern rund 80 Anhänger des Präsidenten erschossen worden.

Paris verlangt Mursis Freilassung

Mehrere ausländische Staaten drängen die vom Militär gestützten Machthaber, einen Ausgleich mit dem Muslimbrüdern zu suchen und damit das Blutvergießen zu beenden. Die US-Regierung, die das ägyptische Militär finanziell unterstützt, pochte auf das Recht, friedlich zu demonstrieren. Frankreichs Außenminister Laurent Fabius forderte am Dienstag die Freilassung von politischen Gefangenen in Ägypten, "Mursi eingeschlossen".

Das Militär hatte Mursi am 3. Juli gestürzt und vor wenigen Tagen seine offizielle Festnahme verkündet. Er wird abgeschirmt von der Öffentlichkeit an einem geheimen Ort festgehalten. Ihm werden verschiedene Delikte zur Last gelegt, darunter auch Mord.

Der Islamist Mursi ist der erste frei gewählte Präsident Ägyptens seit dem Sturz des früheren Machthabers Hosni Mubarak. Allerdings zog sich Mursi die Gegnerschaft der säkular ausgerichteten Opposition zu, die ihn verdächtigte, einen muslimisch-orthodoxen Staat anzustreben und etwa Frauen- und Bürgerrechte aushebeln zu wollen. Nach zunehmend gewalttätigen Protesten gegen Mursi ergriff das Militär die Initiative und putschte.

(APA/dpa)

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