Politiker in den Bergen: In Leggings zum Gipfel – und Wahlsieg

Politiker in den Bergen: In Leggings zum Gipfel – und Wahlsieg
Politiker in den Bergen: In Leggings zum Gipfel – und WahlsiegAPA/BKA/ANDY WENZEL
  • Drucken

Wandern ist die liebste PR-Beschäftigung heimischer Politiker. Ob Schüssel, Faymann, Glawischnig oder Gusenbauer – sie alle setz(t)en auf die Wirkung der Bilder im Land der Berge.

Am Montag ist es wieder so weit: Da zieht es ÖVP-Chef Michael Spindelegger in die Berge. Von Gmunden aus wandert er auf die Laudachseealm. Es ist auch der inoffizielle Start in den Nationalratswahlkampf des Vizekanzlers.

Wie sonst, könnte man fragen, soll man sich in Österreich, dessen landschaftliche Schönheit in allen Umfragen von den Bürgern verlässlich als hervorstechendstes Merkmal hervorgehoben wird, auch profilieren? Vor allem im Sommer(loch). Gut, man könnte auch baden gehen. Allerdings kommen Bilder in der Badehose nicht wirklich gut. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel: Kärntens neuer Landeshauptmann Peter Kaiser ließ sich jüngst, am bisher heißesten Tag des Jahres, in einer solchen anlässlich einer Wörthersee-Überquerung ablichten.

Mit Wanderungen ist man im Land der Berge auf der sichereren Seite. Dies entspricht eben mehr dem Nationalcharakter und wird auch selten als peinlich oder anbiedernd empfunden. Wenn es Anlass zur Häme gibt, betrifft sie eher Nebensächlichkeiten. So war Alfred Gusenbauers hautenge weiße Leggins, die er während seiner Österreich-Tour im Sommer 2006 trug, tagelang Gesprächsthema. Es hat ihm nicht geschadet, im Herbst gewann er die Wahl. 20.631 Höhenmeter hatte Gusenbauer damals zurückgelegt, zwölf Tage war er durchmarschiert, vom Großen Phyrgas in Oberösterreich bis zur Schesaplana in Vorarlberg. „Wandern für die Wende“, nannten die Genossen das.

Derjenige, der die „Wende“ vollzogen hat, Wolfgang Schüssel, setzte ebenfalls auf die Wirkung der Wanderbilder. Der erste gemeinsame Ausflug der schwarz-blauen Regierung führte im September 2000 in die Südsteiermark. Jörg Haider stieß erst am Ende des Wandertags hinzu. Man hätte also schon damals erahnen können, dass sich Haider, selbst ein großer Berggeher, langsam abzusetzen beginnt.

Ein großer Wanderer und Mitglied der Naturfreunde seit jeher ist Bundespräsident Heinz Fischer. Für eine „Universum“-Doku erklomm er 2011 mit Bergsteiger Peter Habeler den Dachstein. Und als 2009 Gerüchte auftauchten, Fischer könnte aus gesundheitlichen Gründen auf eine zweite Amtszeit verzichten, bestieg er den Piz Buin (3312 Meter) und sang mit den Soldaten dort die Bundeshymne. An seiner Fitness herrschte fortan kein Zweifel mehr.
Faymann am Schneeberg. Auch Kanzler Werner Faymann wanderte jüngst medienöffentlich – seinen Allzeitvertrauten Josef Ostermayer, Verteidigungsminister Gerald Klug und diverse Sportler von Michaela Kirchgasser bis Biko Botowamungo im Schlepptau. Es ging auf den Schneeberg, um die tägliche Turnstunde zu promoten.

Medienwirksam hatte Faymann im Vorjahr auch Grünen-Chefin Eva Glawischnig am 29. Tag ihrer Österreich-Tour besucht. Pittoreske Bilder vor der Liechtensteinklamm in St. Johann im Pongau inklusive. Für Michael Spindelegger hatte Glawischnig damals auch einen Rat parat: Der Herr Vizekanzler solle doch „ein bisschen hinaus zu den Leuten“. Das tut er jetzt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.