Böhm behält Spendensiegel trotz Kritik

Böhm behält Spendensiegel trotz Kritik
Böhm behält Spendensiegel trotz Kritik(c) APA (BARBARA GINDL)
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Warum ein Großspender so heftig gegen Karlheinz Böhms Organisation „Menschen für Menschen“ vorgeht.

Wien. Rupert Weber, Geschäftsführer des Vereins „Menschen für Menschen“ in Österreich, ist sichtlich erleichtert. „Es freut uns, dass die Sonderprüfung ein positives Ergebnis gebracht hat – auch wenn wir uns ohnehin immer sicher waren, dass das so kommt“, sagt Weber im Gespräch mit der „Presse“.

Spendenexperten des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) haben die letzten acht Jahre an Unterlagen der Organisation durchforstet. Das Ergebnis wurde vor einigen Tagen veröffentlicht: Demnach sieht das DZI „keine Veranlassung“, der von Karlheinz Böhm 1981 gegründeten Äthiopien-Hilfe das Spendensiegel abzuerkennen. „Die Stiftung Menschen für Menschen verdient nach unserer Sicht weiter das Vertrauen der Spender und Spenderinnen“, kommentierte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke das Ergebnis.

Anlass für diese Sonderprüfung des DZI, das in Deutschland die Spendensiegel der Hilfsorganisationen überprüft, waren Vorwürfe, die schon vor rund einem Jahr von einem bisherigen Großspender geäußert wurden. Demnach gebe es bei „Menschen für Menschen“ (MfM) Bilanzfälschungen sowie finanzielle Manipulationen bzw. Fehlentscheidungen.

Mit der Äthiopien-Hilfe in Österreich hat dies nicht direkt zu tun, denn rein rechtlich ist der Verein MfM in Österreich und die Stiftung Menschen für Menschen in Deutschland getrennt. Aber, so sagt GF-Weber, „die medialen Auswirkungen dieser Vorwürfe haben wir in Österreich auch gespürt. Viele haben kritisch nachgefragt.“

Überdurchschnittliche Spenden

Aber in Österreich hätten nicht nur die Großspender weiter der Organisation das Vertrauen ausgesprochen. Im Vergleich der vergangenen fünf Jahre liege das Spendenaufkommen 2013 sogar über dem Schnitt. In Österreich wird MfM übrigens von der Kammer der Wirtschaftstreuhänder jährlich überprüft, und diese vergibt auch das Spendengütesiegel.

So liege etwa die im Vorfeld heftig kritisierte Vergütung für Almaz Böhm „im branchenüblichen Rahmen“. Auch den Vorwurf, dass Schulen in Äthiopien zu teuer gebaut worden und damit Spendengelder verschleudert worden seien, sieht das DZI „nicht bestätigt“.

Grundsätzlich verweist das Prüfinstitut aber darauf, dass man künftig noch genauer auf die Baukosten achten müsse, und weiters hat das DZI darauf hingewiesen, dass MfM in der Organisationsstruktur noch Verbesserungen brauche. Weber dazu: „Wir nehmen diesen Hinweis natürlich sehr ernst, jede Organisation muss sich permanent hinterfragen und sich weiterentwickeln.“

Für Böhm scheint dies aber nur ein Etappensieg zu sein, denn die Kritiker wollen offenbar weitermachen. So ist die Reaktion der kritischen „Spenderinitiative“ auf die DZI-Bilanz interessant. Denn während das DZI und die Medien positiv berichten und auf den Erhalt des Spendensiegels verweisen, heißt es in einer Aussendung: „Erfolg der Spenderinitiative bei der Sonderprüfung von MfM: Das DZI beanstandet Buchhaltung sowie Organisationsstruktur und hinterfragt Leistung von Vorstand und Stiftungsrat.“

Hinter der Initiative steckt der Großspender Jürgen Wagentrotz. Er ist mit Immobilien und Casino-Beteiligungen reich geworden und lebt im karibischen Steuerparadies Antigua. Mit seiner „gesparten Einkommensteuer“, wie er selbst sagt, hat er MfM einige Jahre großzügig unterstützt. Mindestens 6,5 Millionen Euro waren es – die er jetzt zurückhaben will.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2013)

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