Suhrkamp-Insolvenzbeschluss: Niederlage für Barlach

SuhrkampInsolvenzbeschluss Niederlage fuer Barlach
SuhrkampInsolvenzbeschluss Niederlage fuer Barlach(c) EPA (MAURIZIO GAMBARINI)
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Eigentlich soll das jetzt angelaufene Insolvenzverfahren dem Haus Suhrkamp Ruhe bringen. Doch der Gesellschafter-Streit nimmt kein Ende.

Auch nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens für den traditionsreichen Suhrkamp Verlag geht der juristische Streit zwischen den beiden Eigentümern weiter. Das Landgericht Berlin wies am Donnerstag in einem Eilverfahren den Antrag von Minderheitsgesellschafter Hans Barlach zurück, Verlagschefin Ulla Unseld-Berkewicz die Geschäftsführung zu entziehen. Damit kann die Verlegerwitwe auch während des laufenden Insolvenzverfahrens die Leitung des Hauses behalten.

Der Richter sei Barlachs Antrag auf eine Einstweilige Verfügung gegen Unseld-Berkewicz und ihre beiden Mitgeschäftsführer nicht gefolgt, sagte Gerichtssprecher Ulrich Wimmer der dpa. Eine Begründung für die Entscheidung lag zunächst nicht vor.

Die am Mittwoch bekannt gewordene Eröffnung des Insolvenzverfahrens wurde unterdes in Öffentlichkeit und Medien weitgehend positiv aufgenommen. Aus der inzwischen vorliegenden Begründung des Amtsgerichts Berlin-Charlottenburg geht hervor, dass der vorläufige Gläubigerausschusses einstimmig hinter der Entscheidung steht, das Verfahren in Eigenverwaltung durchzuführen und nicht mit einem Insolvenzverwalter.

Nach den Worten des Suhrkamp-Generalbevollmächtigten Frank Kebekus ist es das Ziel, Suhrkamp als "literarische Institution" so aufzustellen, dass Mitarbeiter, Autoren und Leser auch in den nächsten Jahrzehnten einen "tollen Verlag" vorfänden. Die Insolvenzeröffnung sei ein wichtiger Schritt dahin, sagte Kebekus dem Deutschlandradio Kultur. "Ich glaube, das kann auf dem Weg der Rekonstruktion gar nicht überschätzt werden", so der Jurist.

Verlag soll in Aktiengesellschaft umgewandelt werden

Der bei Gericht vorgelegte Insolvenz-Plan sieht vor, den Verlag in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Barlach, dem 39 Prozent am Unternehmen gehören, müsste dann auf zahlreiche Sonderrechte verzichten.

Suhrkamp-Sprecherin Tanja Postpischil bestätigte unterdessen einen Bericht der Tageszeitung "Die Welt", dass die Darmstädter Unternehmerfamilie Ströher an einem Einstieg bei dem Traditionsverlag interessiert ist. "Es gibt ein Interesse der Familie Ströher, sich an dem Verlag zu beteiligen", so Postpischil. Nähere Angaben machte sie nicht. Von dem Darmstädter Ströher Family Office (SFO), das der Wella-Erbin Sylvia Ströher und ihrem Mann Ulrich gehört, gab es zunächst keine Stellungnahme.

Gespräche mit dtv?

Weiter bestätigte die Suhrkamp-Sprecherin, dass es einen Kontakt zwischen dem Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv) und dem Suhrkamp-Bevollmächtigten Kebekus gegeben habe. "Es gibt aber keine weiteren Gespräche", erklärte sie.

Bisher hat allerdings keiner der beiden Suhrkamp-Gesellschafter Interesse an einem Verkauf seiner Anteile signalisiert. Barlach und Unseld-Berkewicz bekämpfen sich seit Jahren in zahlreichen Verfahren vor Gericht.

(APA/dpa)

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