Interview

FFG-Chef Klaus Pseiner: „Kastldenken halte ich nicht für zielführend“

Zählte als FFG-Geschäftsführer 15 Technologieministerinnen und -minister: Klaus Pseiner.
Zählte als FFG-Geschäftsführer 15 Technologieministerinnen und -minister: Klaus Pseiner.FFG/Astrid Knie
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Mit 1. September verabschiedet sich Klaus Pseiner als Chef der Forschungsförderungsgesellschaft FFG in die Pension. Eine Bilanz.

Die Presse: Nach 19 Jahren an der Spitze werden Sie schon bald nicht mehr in die FFG gehen. Wie schwer fällt der Abschied?

Klaus Pseiner: Intellektuell ist es eine völlig klare Sache, es passt wunderbar. Ich verhehle aber nicht, dass es emotional doch eine zusätzliche Komponente gibt, die ich ganz schwer beschreiben kann. Es steht für mich persönlich ein großer Wechsel vor der Tür.

Sie haben immer wieder gefordert, dass das Wissen noch stärker in der Wirtschaft ankommen muss. Hat sich das in den vergangenen Jahrzehnten verbessert?

Ja. Die Kooperation mit den Unternehmen hat sich über die Jahre extrem verbessert. Man hat sich besser kennengelernt, spricht die gleiche Sprache. Eine Förderorganisation wie die FFG weiß heute viel besser als vor 19 Jahren, was die Unternehmen brauchen, wann und in welcher Intensität. Und ich kann nur meinen Hut ziehen: Die unternehmerische Forschungslandschaft in Österreich ist wirklich – auch im Europavergleich – hervorragend aufgestellt.

Sie kennen das österreichische Wissenschaftssystem so gut wie nur wenige. Was waren die wichtigsten Veränderungen der vergangenen zwei Jahrzehnte?

Da braucht man gar nicht so lang zurückzugehen. Wir stecken jetzt in dem Prozess, die Finanzierung mit der Finanzierungsvereinbarung, die ab nächstem Jahr in die erste dreijährige Phase kommt, auf eine mittelfristige Basis zu stellen. Das ist ein Meilenstein. Wir haben uns immer mit Jahresbudgets begnügen müssen. Jetzt ist das erste Mal eine Perspektive auf drei Jahre gegeben.

Gibt es Dinge, die Sie heute anders machen würden?

Es gibt immer Dinge, die man im täglichen Geschäft nachjustieren und verändern muss. Ein Lerneffekt ist: Die projektbezogene Forschung funktioniert, aber sie darf in Bezug auf die Vorgaben nicht zu detailliert sein. Man muss so groß wie möglich hineingehen: wirkliche Flaggschiffprojekte und große strategische Vorhaben gemeinsam mit den Unternehmen und mit der Forschungscommunity – das bringt über die vielen Jahre betrachtet die größte Wirkung.

Sie wirken stets ruhig und besonnen. Was am österreichischen F&E-System hat Sie in den vergangenen zwei Jahrzehnten am meisten geärgert?

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