Südamerika

Vorwahlen in Argentinien: Die Stunde der Pampa-Populisten

Wahlkampffinale der Extreme: Javier Milei von der ultrarechten Parteienkoalition La Libertad Avanza will Argentinies Staatspräsident werden.
Wahlkampffinale der Extreme: Javier Milei von der ultrarechten Parteienkoalition La Libertad Avanza will Argentinies Staatspräsident werden. Reuters / Agustin Marcarian
  • Drucken

Inmitten einer schweren Wirtschaftskrise sollen die Argentinier die Präsidentschaftskandidaten bestimmen. Viele werden bei der miserablen Stimmung die Wahl schwänzen, andere einen der zahlreichen Populisten wählen. Bericht aus einem zerrissenen Land.

Erstmals durfte Morena Dominguez in dieser Woche allein zur Schule gehen. Aber das war eine fatale Fehlentscheidung ihrer Familie. Denn vorigen Mittwoch um 7.15 Uhr wurde die Elfjährige nur ein paar Schritte vor ihrem Schultor überfallen. Ein Motorrad, zwei Männer, der hintere steigt ab, stürzt sich auf das Kind und reißt ihr den Rucksack herunter. Während die Räuber flüchten, versucht ein Straßenkehrer, Morena aufzurichten. Doch das Mädchen kommt nicht mehr auf die Beine. Kurz danach wird sie im Schulhaus an inneren Blutungen versterben. Folgen eines brutalen Tritts in ihren Bauch.

Diese entsetzlichen Szenen aus Lanus, einer Vorstadt im Armutsgürtel von Buenos Aires, bekamen die Argentinier einen ganzen Tag auf allen Kanälen gezeigt. Sicherheitskameras hatten die Tat eingefangen. Und das Fernsehen präsentierte alsbald die Täter, zwei Brüder Mitte zwanzig, mehrfach vorbestraft, einer war kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden, der andere wurde polizeilich gesucht. Zumindest jetzt, wo das ganze Land unter Schock stand.

Während wütende Nachbarn den Reportern erklärten, dass sie Freiwild seien in einem Viertel, in dem mehr drogensüchtige Einbrecher patrouillieren als untätige Polizisten, beschlossen Politiker aller Lager, auf die letzten zwei Tage Wahlkampf zu verzichten. Seit Wochen senden Radio und TV teure Spots von zig Parteien, denn am Sonntag werden die „offenen, gleichzeitigen und obligatorischen Vorwahlen“ (PASO) abgehalten, bei denen die Bürger die Kandidaten für die Wahl des Staatsoberhauptes sowie für mehrere Gouverneursposten in den Provinzen bestimmen sollen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.