Wien

Nach Messerangriffen: Mehr Schlafplätze für Obdachlose

Das Tageszentrum Obdach Josi hat jetzt auch über Nacht geöffnet.
Das Tageszentrum Obdach Josi hat jetzt auch über Nacht geöffnet. APA/FSW
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Der Fonds Soziales Wien öffnet das Tageszentrum Obdach Josi bei der U6-Station Josefstädter Straße künftig auch nachts. An vier Standorten stehen rund 40 neue Plätze zur Verfügung.

Nach zuletzt drei Messerangriffen auf obdachlose Personen in Wien wird die Zahl der Schlafplätze aufgestockt. Die Attacken hatten sich in den Nachtstunden ereignet. Zwei Männer sind an ihren Stich- und Schnittverletzungen gestorben, eine Frau überlebte schwer verletzt. Wer hinter den Angriffen steckt, ist unklar.

Vor diesem Hintergrund öffnet der Fonds Soziales Wien (FSW) das Tageszentrum Obdach Josi bei der U6-Station Josefstädter Straße erstmals auch nachts. Das Josi hat täglich von neun bis 18 Uhr geöffnet, bis auf Weiteres auch von 21 bis sechs Uhr. Zusätzlich gab der FSW bekannt, dass in den bestehenden Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe weitere Schutzräume zur Verfügung gestellt werden. An vier Standorten werden – mit Unterstützung der Caritas und des Wiener Roten Kreuz – rund 40 zusätzliche Aufenthaltsplätze eröffnet.

„Die aktuelle Lage macht es notwendig, dass wir weitere Plätze aktivieren“, sagt Markus Hollendohner, Leiter der Wiener Wohnungslosenhilfe im FSW. „Damit stehen an fünf Standorten in Wien insgesamt rund 90 Plätze in Schutzräumen für obdachlose Menschen zur Verfügung. Die tätlichen Angriffe führen unter den obdachlosen Menschen zu Verunsicherung.“

Bereits vergangene Woche sagte Susanne Peter, Teamleiterin Streetwork der Caritas, dass ihre Mitarbeiter versuchen, obdachlose Personen aufzuklären und zu sensibilisieren. „Es ist natürlich Thema unter Klientinnen und Klienten und uns Betreuerinnen und Betreuern. Ich arbeite seit 30 Jahren in dem Bereich, und so etwas war noch nie da.“

Bisher drei Angriffe

Der erste Angriff ereignete sich am 12. Juli, um 7.40 Uhr wurde am Handelskai in der Brigittenau ein 56-jähriger obdachloser Mann aufgefunden – er wies Stich- und Schnittverletzungen auf, an denen er starb. Zehn Tage später, am 22. Juli, wurde eine 51-jährige Frau gegen 3.40 Uhr im Bereich des Venediger-Au-Parks in Wien Leopoldstadt durch Stich- und Schnittverletzungen schwer verletzt. Sie überlebte, konnte allerdings keinerlei Angaben zum Täter bzw. zur Täterin machen. Sie gab lediglich an, durch Schmerzen wach geworden zu sein. Die Frau schleppte sich noch zum Praterstern, wo sie von Passanten gefunden wurde, die die Rettung riefen.

Am Sonntag starb ein 55-Jähriger nach mehreren Tagen im Krankenhaus. Er war von Insassen eines Autos entdeckt worden, die in der Nacht auf den vergangenen Mittwoch (9. August) gegen zwei Uhr beim Hernalser Gürtel in der Josefstadt einen am Straßenrand sitzenden Mann sahen. Weil sie sehr langsam fuhren, um zu sehen, ob es ihm gutgeht, wurde eine Polizeistreife auf den Wagen und in weiterer Folge auf den Verletzten aufmerksam. Er war zwar noch bei Bewusstsein, konnte aber keinerlei Angaben zum Tathergang machen. Der lebensgefährlich verletzte Mann – auch er wies Stich- und Schnittverletzungen auf – wurde ins Spital gebracht und notoperiert. Da sein Zustand anhaltend kritisch war, konnte er nicht einvernommen werden. Auch seine Identität ist noch nicht restlos geklärt. Bekannt ist lediglich, dass es sich um einen 55-jährigen Mann handelt.

Eindeutiges Muster

Wer hinter den Angriffen steckt und was das Motiv sein könnte, ist unklar. Die Suche nach dem Täter, der Täterin oder der Tätergruppe ist im Gange, so etwas wie eine „heiße Spur“ gibt es nicht. Dass es sich um dieselbe Person bzw. Personen handelt, ist wahrscheinlich, weisen doch die Angriffe ein ähnliches Muster auf. So ereigneten sich alle drei in den Nachtstunden in Wien, bei allen kam ein Messer oder eine andere Stichwaffe zum Einsatz, und die Opfer waren stets Obdachlose. „Das Landeskriminalamt geht daher davon aus, dass es sich um denselben Täter bzw. dieselbe Täterin handelt“, sagt Barbara Gass von der Wiener Polizei.

Das Kernteam an Ermittlern besteht jedenfalls aus sechs Personen des Bereichs „Leib/Leben“ im Wiener Landeskriminalamt. „Sensibilisiert und informiert sind aber auch alle anderen Beamten in Wien, um insbesondere an jenen Orten erhöhte Aufmerksamkeit zu zeigen, an denen obdachlose Personen im Freien nächtigen“, sagt Gass. „Zudem stehen wir in ständigem Kontakt mit entsprechenden Einrichtungen, die Obdachlose betreuen, damit auch sie ihre Klienten informieren und warnen können.“

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