Zensur

Wie China seine Krise vernebeln will

Chinesische Arbeitsuchende bei einer Jobmesse. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt rasant an.
Chinesische Arbeitsuchende bei einer Jobmesse. Die Jugendarbeitslosigkeit steigt rasant an. STR/AFP via Getty Images
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Chinas schwächelnde Konjunktur drückt auf die Stimmung – auch an den Börsen. Nun hält das Statistikamt auch noch heikle Daten zurück.

Peking/Wien. Der Schritt kam unerwartet, und er zeigt den Ernst der Lage: Die Notenbank der Volksrepublik hat den einjährigen Zinssatz für mittelfristige Kreditspritzen an Banken (MLF) um 0,15 Prozentpunkte auf 2,50 Prozent gesenkt. Das soll Kreditvergaben ankurbeln und Investitionen attraktiver machen. Aber wird es allzu viel bewirken können? Bei von Reuters zitierten Analysten überwog da zunächst die Skepsis. „Es muss vermutlich noch mehr getan werden, insbesondere, um den Wohnungsmarkt zu stabilisieren und die Finanzierung von Bauträgern zu unterstützen“, sagte Commerzbank-Volkswirt Tommy Wu.

Auch an den europäischen Börsen drückte die Schwäche der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt am Dienstag auf die Stimmung. Für Beunruhigung sorgte nicht nur die Krise des Immobilienentwicklers Country Garden. Sondern auch, dass im Juli die chinesische Industrieproduktion wie auch die Einzelhandelsumsätze hinter den Prognosen zurückgeblieben waren. Auf den Zinsschritt reagierten die Börsen dagegen kaum.

Elf Mio. Uni-Absolventen

Pekings Parteiführung plagen freilich noch ganz andere Sorgen: Die Jugendarbeitslosigkeit in den chinesischen Städten stieg zuletzt im Juni auf ein historisches Rekordhoch von 21,3 Prozent, und dieser Trend setzt sich wohl fort. Allein im August sind weit über elf Millionen Universitätsabsolventen auf den Arbeitsmarkt geströmt. Am Dienstag hat nun das Pekinger Statistikamt eine „chinesische“ Lösung gefunden: Die Behörde gab kurzerhand bekannt, die Daten zur urbanen Jugendarbeitslosigkeit zu suspendieren. Angesichts der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung müsse die Statistik „weiter optimiert werden“, sagte Sprecher Fu Linghui. Seine Aussage liest sich, als stamme sie vom Orwell’schen „Ministerium für Wahrheit“.

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