Ausschreitungen

Brennende Kirchen: Christliches Viertel in Pakistan mit Stacheldraht abgeriegelt

Polizeibeamte inspizieren am 17. August eine niedergebrannte Kirche der Heilsarmee in Jaranwala am Stadtrand von Faisalabad.
Polizeibeamte inspizieren am 17. August eine niedergebrannte Kirche der Heilsarmee in Jaranwala am Stadtrand von Faisalabad.APA / AFP / Aamir Qureshi
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Paramilitärische Truppen sollen für Sicherheit sorgen, nachdem am Mittwoch Tausende Muslime in den Stadtteil eingedrungen waren und mehrere Gebäude angezündet hatten.

In Pakistan haben Sicherheitskräfte nach Ausschreitungen eines muslimischen Mobs ein Christen-Viertel in der Stadt Jaranwala in der Provinz Punjab abgeriegelt. Alle Zu- und Ausgänge seien mit Stacheldraht blockiert worden, berichtete ein Reuters-Kameramann am Donnerstag. Die Provinzregierung teilte mit, paramilitärische Truppen seien zur Unterstützung der Polizei abkommandiert worden. Es seien über 100 Verdächtige festgenommen worden.

Am Mittwoch waren nach Angaben von Einwohnern des Christen-Viertels mehrere Tausend Muslime unter Führung örtlicher Geistlicher in ihren Stadtteil eingedrungen und marodierend durch die Straßen gezogen. Sie seien mit Stöcken, Eisenstangen und Messern bewaffnet gewesen. Mehrere Kirchen seien zerstört und Häuser in Brand gesetzt worden. Polizei sei während der Ausschreitungen anwesend gewesen, habe aber nichts unternommen. Die Polizei weist diese Vorwürfe zurück.

Auf Blasphemie steht in Pakistan die Todesstrafe

Immer wieder gibt es Fälle tödlicher Gewalt in Pakistan im Zuge von Blasphemievorwürfen. Im Februar stürmte eine Menschenmenge eine Polizeiwache und tötete einen Mann. Im März enthaupteten drei Lehrerinnen einer islamischen Mädchenschule eine Kollegin. 2020 wurde ein US-amerikanisch-pakistanischer Staatsbürger während einer laufenden Verhandlung im Gerichtssaal erschossen.

Die pakistanischen Blasphemiegesetze sehen im Extremfall den Tod für die Beleidigung des Islams oder des Propheten Mohammed vor. Wer dessen beschuldigt wird, gerät oft schon vor einer Verurteilung ins Visier von Extremisten. Menschenrechtsaktivisten kritisieren, dass der Vorwurf auch häufig gegen religiöse Minderheiten verwendet werde. (APA/Reuters)

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