Filmkritik

„Red White and Royal Blue“: Prinz liebt Präsidentinnensohn

Alex Claremont-Diaz (Taylor Zakhar Perez), Sohn der US-Präsidentin, möchte mit Prinz Henry (Nicholas Galitzine) zusammen sein.
Alex Claremont-Diaz (Taylor Zakhar Perez), Sohn der US-Präsidentin, möchte mit Prinz Henry (Nicholas Galitzine) zusammen sein.Amazon
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Die sommerlich leichte Romcom „Red White and Royal Blue“ basiert auf einer Romanvorlage, die einen regelrechten Boom an queeren Liebesgeschichten auslöste. Neu auf Amazon.

Da liegen sie nun also, am Boden des Buckingham-Palasts, von oben bis unten mit Hochzeitstorte beschmiert. Alex Claremont-Diaz (Taylor Zakhar Perez), der vorlaute Sohn der US-Präsidentin (Uma Thurman), und Prinz Henry (Nicholas Galitzine), der steife jüngere Bruder des britischen Kronprinzen und Bräutigams. Alex und Henry haben sich nicht geprügelt. Sie sind sich – zum beschwingen Soundtrack von „An der schönen blauen Donau“ – nur ein bisschen in die Haare geraten. Ein kleiner Schubs, schon stürzte das 75.000 Pfund teure Wunderwerk aus Fett und Zucker auf sie. Ein gutes Fotomotiv und ein Desaster für die PR-Abteilungen in Weißem Haus und Königspalast. Um den Schaden zu minimieren, sollen Alex und Henry fortan so tun, als wären sie gute Freunde. Aus der Antipathie wird erst Interesse, dann Anziehung, sexuell und emotional.

Die Zutaten zu „Red, White and Royal Blue“ (auf Deutsch ungelenker „Rot, weiß und königlich blau“) sind bewährt im Romantik-Genre. Aber der Film, abrufbar auf Amazon Prime, legt den Fokus der Geschichte nicht auf die Frage, ob die beiden zusammenkommen, sondern wie sie zusammen sein können, auch öffentlich. Trotz herannahender US-Wahl, bei der die Präsidentin ein zweites Mal antritt, und der Furcht, die Monarchie könne hinterfragt werden.

Regisseur Matthew López gelingt mit „Red, White and Royal Blue“ eine leichte, durchaus lustige, aber nicht oberflächliche Romcom. Bis auf Thurmans furchtbaren Südstaaten-Akzent eine stimmige Verfilmung der Vorlage von Casey McQuiston. Der 2019 erschienene Roman von McQuiston (queer und non-binär), in dem es deutlich öfter um Politik geht als im Film, war ein Überraschungserfolg. 15.000 Stück wurden anfangs gedruckt. Inzwischen geht die Auflage in die Millionen. Einen Wendepunkt für das Genre nennt die „New York Times“ das Buch, das einen regelrechten Boom ausgelöst hat: Die Liebesromane mit Schwerpunkt LGBTQI+ werden zunehmend von großen Verlagen herausgebracht, in der New Yorker U-Bahn beworben und stehen gar beim Supermarkt-Riesen Walmart in den Regalen.

Starker Auftritt als US-Präsidentin, aber schrecklicher Südstaaten-Akzent: Uma Thurman als  Ellen Claremont  
Starker Auftritt als US-Präsidentin, aber schrecklicher Südstaaten-Akzent: Uma Thurman als  Ellen Claremont  IMAGO

Der begehrende Blick von Frauen

Erstaunlich viele dieser Liebesgeschichten werden von Frauen erdacht, so wie das „weiche“ Genre Romantik insgesamt weiblich dominiert ist. Mit dem „female gaze“ soll es zu tun haben – dem begehrenden Blick von Frauen auf attraktive Männerkörper. Der Roman „Red, White and Royal Blue“ ist bekannt für seine vielen expliziten Sexszenen. Im Film sind diese deutlich entschärft. Schöne (halbnackte) Männerkörper und erotische Szenen sind aber genug zu sehen.

Kritik an weiblichen Autoren schwuler Liebesgeschichten gibt es natürlich auch. Aneignung wird ihnen vorgeworfen, dass Stereotype reproduziert und die Protagonisten wie seelenlose Puppen herumgeschoben würden. In „Red, White and Royal Blue“ ist die sexuelle Orientierung nur ein Teil der Persönlichkeit. Alex und Henry bieten aus einem anderen Grund Identifikationsflächen für Frauen: In den dargestellten Problemen kann sich frau wiederfinden. Das starre Hofzeremoniell etwa lässt sich auf starre Geschlechterrollen übertragen, aus denen frau ausbrechen will, ohne ihren Platz in der Familie und Gesellschaft zu verlieren. Der Kampf des Paares um Gleichberechtigung und Akzeptanz ist universal nachfühlbar: Sie wollen nur sie selbst sein.

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