75-Jahr-Jubiläen

Deutsche Weichenstellungen

Mit einem Schlag waren im Juni 1948 die Geschäfte wieder voll. 
Mit einem Schlag waren im Juni 1948 die Geschäfte wieder voll. DPA/picturedesk.com
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Aus einem Trümmerfeld entstanden 1948 die größten Errungenschaften der deutschen Nachkriegszeit: die Soziale Marktwirtschaft und das Grundgesetz. 

Die spirituelle Welt hinter Kloster­mauern ist imstande, Ideen von großer Tragweite hervorzubringen. So geschah es auch Anfang Dezember 1946 im Herz-Jesu-Kloster von Vreden-Ellewick in Nordrhein-Westfalen. Es war mitten im sogenannten Hungerwinter, im kriegszerstörten Deutschland herrschte eisige Kälte, das Leid der Bevölkerung war unvorstellbar. Der Münsteraner Wirtschaftsprofessor Alfred Müller-Armack, damals in dem Kloster untergebracht, eilte die Treppenhausstiege hinunter und rief dabei: „Nun weiß ich, wie es heißen muss. ‚Soziale Marktwirtschaft‘ muss es heißen! ‚Sozial‘ mit großem ‚S‘!“ Es war der Heureka-Moment für die deutsche Wirtschaft in verzweifelter Zeit. Ein Jahr darauf erschien sein Buch „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“, darin stand zum ersten Mal der Begriff Soziale Marktwirtschaft.

Ein Glücksfall! Man ist tatsächlich geneigt, an göttliche Inspiration zu glauben. Es ging um nicht mehr und nicht weniger als um eine neue Wirtschafts- und Sozialordnung für Westdeutschland. Ihre Qualität bestand darin, nicht allein die wirtschaftliche Effizienz im Blick zu haben, sondern auch das Wohlergehen der Menschen, die darin leben, ihr soziales Miteinander. Eine staatliche Steuerung und Regelung war vorgesehen, sie sollte für Gerechtigkeit sorgen und Leitplanken setzen. Also kein Laissez-faire! Diese Rahmenordnung sollte nur dazu dienen, den Wettbewerb fair zu halten, es war aber nicht die Aufgabe des Staates, selbst aktiv in den Markt einzugreifen.

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