Architektur und Design

Wiens Grün ist ungerecht verteilt

Das Areal entlang der Westbahntrasse im Bereich des 15. Bezirks ist in höchstem Maße oberflächenversiegelt.
Das Areal entlang der Westbahntrasse im Bereich des 15. Bezirks ist in höchstem Maße oberflächenversiegelt.Clemens Fabry
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Während man mühsam nachträglich Oberflächen begrünt, wird gleichzeitig bei Neubauten versiegelt, was das Zeug hält. Pflanzen findet man oft nur auf den dschungelartigen Projekt-Renderings, die helfen sollen, Wettbewerbe zu gewinnen.

Wien gilt als eine der grünsten Metropolen der Welt. Mehr als die Hälfte der Stadt besteht aus Parks, Wäldern und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Doch das viele Grün ist alles andere als gerecht verteilt. Während die privilegierten westlichen Bezirke mit bis zu 70 Prozent ihrer Fläche über reichlich Grünräume verfügen, sind Bewohner:innen der innerstädtischen Bezirke mit teils nur zwei bis drei Prozent benachteiligt. „Das ist nicht nur ungerecht, sondern bereits heute ein ernst zu nehmendes gesellschaftliches Problem, das sich mit den Auswirkungen des Klimawandels zunehmend verstärkt“, so Daniela Lehner, Landschaftsarchitektin, Wissenschaftlerin an der Universität für Bodenkultur und Mitautorin der durch die Arbeiterkammer Wien beauftragten Studie „Grün­raumgerechtigkeit für eine resiliente Stadt“.

Um den gewünschten Mindestgrünflächenbedarf je Einwohner:in durchzusetzen, wurden im Wiener Fachkonzept Grün- und Freiraum des Stadtentwicklungsplans (Step 2025) Kennzahlen definiert. Damit hätte die Stadt ein grundsätzlich funktionales Instrument in der Hand, doch die Sache hat einen Haken. Die Kennzahlen sind rechtlich nicht bindend. Und gerade in der dicht bebauten Bestandsstadt können sie nicht durchgesetzt werden, weil freie Flächen rar sind.

Hilft eine Novelle der Bauordnung?

Derzeit werden Bäume und Beete nachträglich mit großem Aufwand an zahlreichen Stellen gepflanzt. Das ist wichtig, doch während man mühsam und kostenintensiv Oberflächen entsiegelt und begrünt, wird gleichzeitig bei Neubauten versiegelt, was das Zeug hält. Dabei würde gerade im Neu- und Umbau der größte Hebel liegen. Dort findet man Begrünung oftmals nur auf den dschungel­artigen Projekt-Renderings, die helfen sollen, Wettbewerbe zu gewinnen oder Bürger:innen von der Verbauung ihres Umfelds zu überzeugen.

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