Freiwillige Selbstisolation

„Hikikomori“: Warum verlassen junge Menschen monatelang nicht mehr ihr Haus?

Dauert die Isolation mehr als sechs Monate, ist es ratsam, professionelle Hilfe zu holen.
Dauert die Isolation mehr als sechs Monate, ist es ratsam, professionelle Hilfe zu holen.Solstock / Getty Images
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(Junge) Menschen schotten sich ab, isolieren sich über einen längeren Zeitraum. Einst in Japan definiert, wird das Phänomen des völligen sozialen Rückzugs - Hikikomori - jetzt auch in Österreich sichtbar. Das Erkennen des Phänomens ist oft nicht einfach.

Hiku“ bedeutet auf japanisch sich zurückziehen, „komoru“ sich verschließen. „Hikikomori“ sind Menschen, die beides tun – und das über einen langen Zeitraum. „Als Hikikomori wurde in den 70er Jahren vom japanischen Gesundheitsministerium ein Krankheitsbild definiert, bei dem ein Mensch mehr als sechs Monate zu Hause geblieben ist“, erklärt Martin Aigner, Leiter der Klinische Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am Universitätsklinikum Tulln. „Inzwischen ist es aber auch in Österreich angekommen, gibt es immer mehr Eltern, die sagen, ‚Mein Kind ist seit zwei Jahren zu Hause, wir wissen nicht, ob er noch richtig studiert, was sollen wir tun?“, beschreibt er Situationen aus seinem Alltag. Auch Paul Plener, Leiter der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Med-Uni Wien, berichtet, dass das Phänomen in Österreich sichtbar geworden ist. „Wenn auch nicht in der Häufigkeit wie in Japan, wo ein bis zwei Prozent der Bevölkerung davon betroffen sind.“

Eine gewisse Unsichtbarkeit der Betroffenen liegt dabei in der Natur der Sache, denn ohne Impulse von außen sind diese nur schwer zu erreichen, da sie die eigene Wohnung oder die der Eltern eben nicht verlassen. Die Zunahme an Fällen in Österreich sieht Aigner neben anderen Faktoren auch darin, dass es erst in der jüngeren Vergangenheit möglich geworden ist, ein derartig zurückgezogenes Leben zu führen, ohne etwa einer Arbeit oder Ausbildung nachzugehen.

Tolerante Eltern

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