Pädagogik

Wie gelingt der gute Start ins neue Schuljahr?

Für einen guten Start ins neue Schuljahr ist ein bisschen auf das Kind abgestimmte Vorbereitung hilfreich. Erfolgserlebnisse dürfen dabei nicht fehlen.
Für einen guten Start ins neue Schuljahr ist ein bisschen auf das Kind abgestimmte Vorbereitung hilfreich. Erfolgserlebnisse dürfen dabei nicht fehlen. Getty Images
  • Drucken

Mit dieser Woche begannen im Osten Österreichs die Sommerschulen. Was Pädagogen für einen guten Start in das Schuljahr raten.

Sommerferien bedeutet, in den Tag hineinleben, die Seele baumeln lassen, neudeutsch einfach chillen. Um gegen Ende der Ferien den Tag wieder etwas mehr zu strukturieren und Kinder behutsam an eine gewisse Arbeitshaltung zu gewöhnen, empfiehlt Heidi Pechlaner, Pädagogin an der Praxisvolksschule der PH Salzburg, in den letzten zwei Wochen – nach ausreichend Urlaub und Feriengenuss – einen Plan zu erstellen, nach dem täglich ein wenig geübt wird. „Man kann zum Beispiel Wortarten wiederholen, sinnerfassend Texte lesen oder was es eben braucht. Da genügen vielleicht 20 Minuten pro Tag. Das ist kein Drama. Aber natürlich ist es je nach Kind verschieden.“

Man müsse, wenn es ums Lernen im Sommer geht, differenzieren, sagt auch Manuela Paechter, Erziehungspsychologin an der Universität Graz. „Benötigt ein Kind in einem Bereich Unterstützung, etwa weil es im Schuljahr Stoff versäumt hat und/oder in bestimmten Bereichen Defizite hat, die das Weiterkommen im nächsten Schuljahr erschweren? Dann ist es sinnvoll, gezielt diese Defizite aufzuholen. Das muss nicht über die gesamten Ferien geschehen.“ Das sei gar nicht empfehlenswert. Am ehesten eignen sich dafür die letzten Ferienwochen.

Fördern abseits von Schulaufgaben

Gibt es hingegen keine größeren Probleme in einem Fach, muss fördern laut Paechter nicht unbedingt bedeuten, bestimmten Lernstoff zu üben. Untermauert wird diese Ansicht durch eine Studie, die die Universitätsprofessorin 2015 durchführte. Sie erhob damals bei insgesamt 182 Kindern im Alter von zehn bis zwölf Jahren, ob und wie sehr Grundfertigkeiten wie Lesen oder Rechnen über die Sommerferien verloren gingen. Die Schülerinnen und Schüler wurden zum ersten Mal vor den Ferien, zum zweiten Mal nach Beginn des neuen Schuljahrs und zum dritten Mal neun Wochen nach dem Schulbeginn getestet.

Die Ergebnisse sind für Eltern beruhigend: Beim Lesen zeigte sich sogar ein Zuwachs an Fähigkeiten über die Ferien. Bei Rechtschreibung sowie rechne­rischem und logischem Denken zeigte sich eine geringe Abnahme, die aber nach neun Wochen Unterricht weitgehend wieder aufgeholt wurde. Die in ländlichen Regionen der Steiermark durchgeführten Tests waren zwar nicht repräsentativ für Österreich, die Ergebnisse sind dennoch wesentlich, nicht nur, weil es sonst in Europa so gut wie keine Studien zum Thema gibt, sondern auch, weil sie darauf hinweisen, dass es nicht unbedingt großen finanziellen Aufwand oder Feriencamps braucht, damit Kinder sich in den Ferien weiterentwickeln.

Geistige Anregung und gute Portion Spaß

Am wichtigsten sei, dass Kinder sich geistig anregend beschäftigten, so Paechter. „Das können viele Dinge sein: ein Baumhaus bauen, im Park oder im Wald Blätter sammeln, Tiere beobachten, spannende Bücher oder Comics lesen, mit Lego etwas konstruieren, einen Einkauf planen, ausrechnen, wie oft man mit einem bestimmten finanziellen Budget ins Schwimmbad gehen kann, im Garten des Jugendzentrums die Ernte planen und vieles andere mehr. Wichtig ist, dass es den Kindern Spaß macht und sie eigenständig planen und handeln können.“

Diese Maxime sollte aus Sicht der Universitätsprofessorin auch für die Sommerschulen gelten, die kommende Woche im Osten Österreichs, eine Woche später in den restlichen Bundesländern starten. „Neben dem fachlichen Lernen ist es wichtig, dass die Kinder durch die Sommerschule motiviert werden. Ganz wichtig sind Erfolgserleb­nisse.“

Ähnlich sieht dies Silke Luttenberger, Professorin für Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule Steiermark. Die Sommerschulen, die seit 2020 im Auftrag des Bildungsministeriums in den Bundesländern etabliert wurden, um Lernstoff zu wiederholen und zu vertiefen, sehen laut der Expertin inzwischen auch projektorientierten Unterricht oder die Vorbereitung von Schülergruppen auf Wettbewerbe vor. „Durch diesen projektorientierten Zugang werden wichtige soziale und personale Kompetenzen erworben. Die Kinder sollen sich dabei freudig mit Themen beschäftigen und nebenbei lernen, das vermittelt auch wichtige Erfolgserlebnisse.“

Zusammen mit Paechter führen Luttenberger und ihr Team ein Projekt durch, das Lehramtsstudierende auf das Unterrichten in der Sommerschule vorbereitet und sie währenddessen unterstützt. Im September gibt es eine gemeinsame Nachbearbeitung. „Wichtig ist generell für die Konzipierung und Weiterentwicklung von Sommerschulangeboten, dass diese evaluiert und beforscht werden“, so Luttenberger.

Eine systematische Einschulung und Arbeit mit den Lehramtsstudierenden, die in den Sommerschulen arbeiten, findet auch Volksschullehrerin Heidi Pechlaner wichtig. Als Praktikerin ist für sie das gezielte Bekämpfen von Schwächen in Fächern wie Deutsch, Mathematik oder Englisch in den Sommerschulen ein besonderes Anliegen.

Information

Die Sommerschule bereitet auf den Beginn des Schuljahres, Prüfungen, Schulwechsel oder Wettbewerbe vor. Der Fokus liegt auf Deutsch, Mathematik sowie Sachunterricht (Volksschüler) und Englisch (erste Sekundarstufe).

Lehrende sind neben regulärem Lehrpersonal auch Lehramtsstudierende, die so Praxiserfahrung sammeln können. Schüler ab der 5. Schulstufe können als Buddys den Unterricht unterstützen und Einblicke in den Lehrerberuf gewinnen.

Termin: Je eine Woche ab 21. August (W, NÖ, B) bzw. 28. August (K, OÖ, Sbg., Stmk., T, V).

www.bmbwf.gv.at/Themen/schule/zrp

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.