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Cisco erwartet weniger Wachstum

Cisco war einst das größte Unternehmen der Welt.
Cisco war einst das größte Unternehmen der Welt.(c) REUTERS (Philippe Wojazer)
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Der weltgrößte Netzwerk-Spezialist enttäuscht trotz guter Zahlen. Die Aktie gilt als Substanzwert.

Nur wenige Unternehmen und ihre Aktien können eine solche Performance aufweisen: Seit dem Börsegang am 29. März 1990 stieg der Aktienkurs des US-Netzwerkausrüsters Cisco splitbereinigt bis 30. März 2000 um sage und schreibe 96.637 Prozent auf 77,31 Dollar. Der Internetboom machte es möglich, und Cisco wurde damals das wertvollste Unternehmen der Welt. Dann platzte die Dotcom-Blase, und der Kurs stürzte ab. Im Zick-Zack-Modus ging es danach wieder aufwärts. Nun notiert die Cisco-Aktie trotz zuletzt eines kleinen Rückfalls 51 Dollar nahezu am Jahreshoch. Das bedeutet einen Wertzuwachs seit Jahresbeginn um zehn Prozent.

Ein in die Jahre gekommener New-Economy-Dinosaurier, zuverlässig, aber langweilig, wie das Manager-Magazin schrieb? Nicht unbedingt, wie die kürzlich präsentierten Zahlen für das Ende Juli abgelaufene Geschäftsjahr 2022/23 zeigen. Bei einem Umsatzanstieg von elf Prozent auf 57 Mrd. Dollar kletterte der Gewinn um sieben Prozent auf 12,6 Mrd. Dollar. Der Gewinn pro Aktie liegt bei 3,07 Dollar. „Das vergangene Jahr war ein Meilenstein für Cisco mit einer Rekordperformance“, sagt Konzernchef Chuck Robbins. Er verwies auf eine solide Nachfrage, „wir gewinnen Marktanteile und haben innovative Lösungen in den Bereichen AI, Sicherheit und Cloud“.

Enttäuschender Ausblick

Jubelstürme löste Robbins dennoch weder bei Anlegern noch Analysten aus, obwohl auch die Dividende auf 1,56 Dollar je Aktie steigt. Sie werteten die Zahlen als unspektakulär und zeigten sich vor allem vom Ausblick enttäuscht. Mit einer Umsatzprognose von 57 bis 58,2 Mrd. Dollar, was einem Plus von maximal zwei Prozent entspricht, stellt sich Cisco auf ein langsameres Wachstum ein. Die Konsensschätzung liegt etwas höher bei 58,31 Mrd. Dollar. Der Gewinn pro Aktie wird bei 3,19 bis 3,32 Dollar angesetzt.  

Die Cisco-Aktie wird daher von Experten nicht mehr als Wachstums- (Growth-), sondern als Substanz (Value)-Papier mit einer soliden Bilanz und hohen Finanzmitteln eingeschätzt. Das ist gerade in unsicheren Zeiten nicht das Schlechteste. Von 27 Analysten empfehlen denn auch elf die Aktie zum Kauf, 15 raten zum Halten und nur ein Experte zum Verkauf. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 55,84 Dollar. 

Die Presse

Der 1984 von einer Gruppe von Wissenschaftlern der Stanford University nahe San Francisco gegründete Konzern profitierte zuletzt von der Digitalisierung. Das Geschäft hängt aber auch davon ab, wie ausgabefreudig die Kunden sind. Nach wie vor hält Cisco die Position als weltgrößter Anbieter von Netzwerkausrüstung. Seit der Gründung wurden mehr als 200 Firmen zugekauft und integriert. Die Router und Switches kontrollieren den Datenaustausch innerhalb eines Unternehmens und stellen auch die Verbindung zum Internet her.  

Zur Angebotspalette zählt aber auch Cybersicherheitssoftware, was nicht einer gewissen Pikanterie entbehrt. Denn laut Unterlagen des bekannten Whistleblowers Edward Snowden soll Cisco für US-Geheimdienste sogenannte Backdoors zur Überwachung in seine Produkte integriert haben. Die Vorwürfe hielten sich, da auch andere Nachforschungen Hinweise auf absichtlich eingebaute Backdoors ergaben. Cisco hat dies immer bestritten.     

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