Literatur

Vermont-Roman: Porters große Chance

Channing Johnson
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Castle Freeman schreibt schmale, aber großartige Bücher, wie einmal mehr mit „Treue Seele“.

Alle zehn Jahre schickt die US-Regierung Bürger aus, um bei der Volkszählung zu helfen. In einer Kleinstadt in den Wäldern von Vermont trifft Porter Conway, die Hauptperson von Castle Freemans neuem Roman „Treue Seele“, auf manch knarrige Gestalt: „Arthur sah wie ein Bestattungsunternehmer und zugleich wie sein Kunde aus.“

Wenn einer solche Sätze schreibt, was kann in einem Buch noch schiefgehen? Castle Freeman zieht wieder einmal alle Register zur Beschreibung eines Dorflebens, in dem jeder irgendwie schrecklich, zugleich aber auch liebenswert ist. „Was ist eigentlich los mit Arthur? Ich war neulich bei ihm, und da war er beinahe höflich“, fragt Porter, worauf dessen Tochter Connie erwidert: „Er hatte bestimmt vergessen, seine Pillen zu nehmen.“

Und dann kam Lucy

Bei seinem ersten Besuch im März 1990 wurde Porter noch von einem Killerhund in Schach gehalten und mit einer Schimpftirade vom Hof gejagt. Damals begegnet er aber auch erstmals Arthurs anderer Tochter, der bildhübschen Lucy, und erkennt: „Nicht mehr lange, und man muss eine Schutzbrille aufsetzen, wenn man sie ansieht.“

Als Porter zehn Jahre später erneut zur Volkszählung ausrückt, hat sich der Hund vom Hof gemacht, ist Arthur zunehmend dement und verschwendet Lucy ihr Talent. Noch einmal zehn Jahre später rettet Porter Arthur vor dem Erfrieren. Als sie dann beisammen sitzen, übersehen sie beinahe, wie Lucys Haus abbrennt. Da schlägt Porters große Stunde. Endlich. Ein schmales, aber großartiges Buch.

Castle Freeman: „Treue Seele“
Castle Freeman: „Treue Seele“

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