Othmar Karas, seit 1979 in der Politik, hadert mit seiner Partei. Er selbst sei stets derselbe geblieben, sagt der »weltoffene Christdemokrat«. Was wird nun aus ihm? Kommendes Jahr sind EU-Wahlen. Und Nationalratswahlen.
Othmar Karas galt lange Zeit als die exemplarische Verkörperung eines österreichischen Konservativen, jedenfalls vom Habitus her. Doch nach etlichen Jahren in Brüssel haftet ihm nun der Ruf des Linksaußen der ÖVP an. Er habe sich nicht verändert, betont Karas. Mit Sebastian Kurz lieferte er sich öffentliche Auseinandersetzungen über dessen, aus Karas‘ Sicht wohl zu rechten Kurs. Mit Karl Nehammer ist es auch nicht viel besser. Erst diese Woche nannte Karas in der „Zeit“ Nehammers Vorstoß, das Bargeld in der Verfassung zu verankern, „erschreckend“. Auch die Schwerpunktsetzung seiner Partei auf die „Normaldenkenden“ kritisierte Karas. ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker meinte daraufhin, Karas‘ Meinung dazu sei „entbehrlich“.
„Man sollte schon in einem Wertegerüst verankert sein – sonst wird man zum Populisten oder zum Opportunisten“, sagt Karas. Er sitzt an diesem Donnerstag in seinem Büro, jenem des Ersten Vizepräsidenten des EU-Parlaments in Brüssel, hinter sich eine EU- und eine Österreich-Fahne. Am Vortag kam er aus Wien angeflogen, am nächsten Tag ist er schon wieder weg, zuerst in Salzburg, dann in Oberösterreich, Termine in seiner Funktion als Europapolitiker und Hilfswerk-Präsident. Nach einer kleinen Auszeit am Wochenende in seinem Ferienhaus am Attersee ist er dann kommende Woche beim Forum Alpbach. Mit Österreichs Alexander Van der Bellen und der slowenischen Präsidentin Nataša Pirc Musar nimmt er an einer europapolitischen Veranstaltung teil. Unter anderem.