Studie

Klimawandel: Teilentwarnung für Österreichs Skigebiete

APA / Barbara Gindl
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Selbst bei vier Grad Erwärmung wird man in Österreich mancherorts dank Beschneiung noch Ski fahren können. In anderen Gebieten Europas gibt es deutlich dramatischere Folgen.

Der Klimawandel wird in den kommenden Jahrzehnten massive Auswirkungen auf Skigebiete haben. Österreich ist teilweise aber relativ gut gewappnet.

In manchen heimischen Gebieten wird man selbst bei einer globalen Erwärmung um vier Grad noch Skifahren können. An anderen Orten in Europa hat eine Erwärmung um zwei Grad bereits verheerende Auswirkungen. Das ist das Ergebnis einer Studie mit österreichischer Beteiligung.

Immer mehr Beschneiung

Europa ist der größte Skitourismusmarkt der Welt, mit rund 50 Prozent aller Skigebiete weltweit. Doch der Rückgang der Schneedecke infolge des Klimawandels beeinträchtigt die Skigebiete auf dem gesamten Kontinent. Denn die Tage, an denen Skifahren nicht möglich ist, werden immer mehr. Daher greifen Skigebiete zunehmend auf Beschneiung zurück. Allerdings ist deren Wirksamkeit sehr unterschiedlich und ihr Einsatz in Berggebieten umstritten.

Franz Prettenthaler vom Joanneum Research in Graz war an der Studie beteiligt, die im „Nature Climate Change“ erschienen ist. Es wurden die 2234 Skigebiete von 28 europäischen Ländern analysiert, davon 294 in Österreich. Auch das Potenzial und die Auswirkungen der künstlichen Beschneiung haben die Forscherinnen und Forscher untersucht.

Große regionale Unterschiede

Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter stellten fest, dass 53 Prozent der europäischen Skigebiete bei einer globalen Erwärmung von zwei Grad Celsius einem „sehr hohen Risiko“ ausgesetzt sein werden, unzureichend mit Schnee versorgt zu sein. Bei vier Grad Celsius, was derzeit nicht ausgeschlossen werden kann, sind 98 Prozent der Skigebiete betroffen.

Es gibt aber regional große Unterschiede: Während in zumindest in einigen wenigen Skigebieten in Österreich, der Schweiz, Frankreich und in den nordischen Ländern selbst bei vier Grad Erwärmung noch Skisport möglich sein würde, sieht es für andere Gebiete wie etwa den Apenninen in Italien, den iberischen Bergen oder auch in Großbritannien „schon sehr viel früher sehr schlecht aus“, sagt der Grazer Wissenschafter.

Neben dem natürlichen Niederschlag hat man auch den Faktor Beschneiung berechnet: Wenn die Hälfte der Fläche der Skigebiete beschneit werden, verringert sich der Prozentsatz des Risikos zwar, aber immer noch sind bei einem Plus von zwei Grad Celsius 27 Prozent der europäischen Skigebiete und bei vier Grad Celsius 71 Prozent von einem sehr hohen Schneemangel-Risiko betroffen. In Österreich hätten sich Prettenthaler zufolge viele Skigebiete für einen Temperaturanstieg um zwei Grad Celsius „sicher gemacht“. „Man hat auch relativ früh auf Beschneiung gesetzt und damit einige Skigebiete retten können.“ Es stellte sich heraus, dass bei zwei Grad Erwärmung plus 50-prozentiger Beschneiung trotzdem etwa drei Prozent der österreichischen Skigebiete ein hohes Risiko an Schneearmut haben werden. Bei vier Grad wären 38 Prozent der heimischen Skigebiete von einem sehr hohen Risiko an Schneemangel betroffen, trotz Beschneiung.

Beschneiung rentiert sich

Die Erzeugung von Kunstschnee bringt jedoch zusätzliche CO₂-Emissionen mit sich. Außerdem kann eine Beschneiungsanlage nicht jederzeit eingesetzt werden. Insgesamt bleibe der Beitrag zu den CO₂-Emissionen durch Beschneiung aber ein relativ kleiner im gesamten Wintertourismus. Beherbergung und Anreise stoßen mehr Emissionen aus. Der Grazer Forscher geht davon aus, dass sich Beschneiung daher wirtschaftlich sehr lange rentieren wird. Ob das ökologisch sinnvoll ist, sei zu diskutieren.

Die Autorinnen und Autoren betonen, dass die Vorhersagen zur Beschneiung auf vereinfachten Annahmen basieren und ihre Ergebnisse nicht als endgültig angesehen werden sollten. Dennoch bieten sie Möglichkeiten, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Skitourismusbranche besser zu berücksichtigen. Im Übrigen sei nicht jeder schneearme Winter auf den Klimawandel zurückzuführen: Schon in den Jahren 1961 bis 1990 war einer von fünf Wintern schneearm. Steigt die Temperatur um zwei Grad Celsius, werden es aber schon zwei von fünf sein, bei vier Grad Celsius vier von fünf Wintern. An einen wirtschaftlichen Skibetrieb sei da ohne eine künstliche Beschneiung in 99 Prozent der Skigebiete nicht mehr zu denken, so Prettenthalers. (APA/red.).

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