Der schnellste Mann und seine Tricks

Usain Bolt fand wenig lobende Worte für die WM-Veranstalter. Er selbst genießt Narrenfreiheit.

Usain Bolt hätte eigentlich mit seiner Ausbeute bei der Leichtathletik-WM in Moskau zufrieden sein können. Der schnellste Mann der Welt, der seiner Medaillensammlung drei weitere in Gold hinzugefügt hat und sich nun erfolgreichster WM-Teilnehmer aller Zeiten nennen darf, hat ganz andere Ziele. Er lässt Größen wie Carl Lewis oder Michael Johnson einfach stehen oder links liegen. Ein Bolt träumt vom Hattrick, vom Olympia-Hattrick nach 2008 und 2012. Gelingen soll er in Rio, bis 2016 muss sein Körper also noch durchhalten. „Ich will bei Weltmeisterschaften und Olympia ungeschlagen bleiben.“ Gelingt ihm das, dann würde man ihn in einem Atemzug mit Michael Jordan oder Muhammad Ali nennen. Dem soll alles untergeordnet werden, Weitsprung oder die 400-Meter-Distanz sind kein Thema mehr. Auch ein Gastspiel bei Manchester United würde ihm nur die nötige Konzentration rauben.

Bolt, der im Luschniki-Stadion ein russisches Tänzchen hinlegte und Kasatschok auf Jamaikanisch rockte, konnte dem Veranstalter letztlich keine Rosen streuen. „Es war nicht die beste WM“, sagte er vor seiner Abreise. „Es war irgendwie eine andere WM.“ Die Zuschauer sind erst an den letzten Abenden gekommen, offiziell sollen es insgesamt fast 270.000 (Schnitt 33.500) gewesen sein. Was Bolt sonst noch in Erinnerung bleibt? „Es gibt eine Menge Frauen hier – eine Menge schöner Frauen...“

Der Superstar der Szene, der sich in Moskau so müde gefühlt hat, selbst im Schongang triumphierte, hat den Trubel nach dem Staffelerfolg dazu benützt, Schleichwerbung zu machen. Er hatte sich eine weiße Kamera geschnappt und knipste fröhlich vor sich hin. Die Kamera kommt zufällig aus dem Haus seines Sponsors Samsung, der Werbetrick ist voll aufgegangen. Im Regelwerk des internationalen Verbandes steht jedoch klipp und klar: „Politische oder kommerzielle Statements auf dem Wettkampfplatz sind den Athleten verboten.“ Aber wer soll diesen gewieften und pfeilschnellen Usain Bolt schon abmahnen?

E-Mail: wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2013)

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