Protest: Liebesgrüße aus Moskau

Liebesgrüße aus Moskau
Liebesgrüße aus Moskau Reuters
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Zwei russische Weltmeisterinnen haben bei der Leichtathletik-WM mündlich gegen das Anti-Homosexuellen-Gesetz protestiert.

Nach dem Sieg mit der 4x400-m-Staffel im Moskauer Luschniki-Stadion küssten sich die russischen Athletinnen Tatjana Firowa und Xenija Ryschowa auf den Mund. Ihnen ging es dabei weniger um ihre Zuneigung als um den Protest gegen die restriktive Politik ihres Landes. Das Anti-Homosexuellen-Gesetz stellt seit Juni in Russland unter anderem die Verbreitung von Informationen über Homosexualität an Minderjährige unter Strafe. Die massive Kritik daran wurde auch ein Thema der Leichtathletik-Weltmeisterschaft. Vor dem Kuss der Damenstaffel hatte schon US-Mittelstreckenläufer Nick Symmonds die Diskriminierung von Homosexuellen öffentlich kritisiert. Er widmete seine 800-m-Silbermedaille seinen schwulen und lesbischen Freunden.

Regenbogen-Nagellack als Regelverstoß

Dank der schwedischen Hochspringerin Green Trevago weiß man nun auch, was man bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi zu erwarten hat, wenn man sich die Fingernägel regenbogenfarben lackiert. Das Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung wurde vom Leichtathletik-Weltverband als Regelverstoß gewertet. Ähnlich reagierte auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) und schickte eine Warnung in Richtung der Sportler aus. Im Finale verzichtete Green Tregaro auf das Symbol der Schwulen-und Lesben-Bewegung, ihr Verband hatte der Athletin ihre Entscheidung freigestellt. Green Tregaro lackierte auf die Farbe Rot um, ihre Nägel waren begehrtes Objekt der Kameras.

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Die Kontroverse war verschärft worden, als die Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa von respektlosem Verhalten Green Tragaros gesprochen und auf die Einhaltung der russischen Gesetze gepocht hatte. Die Präsident Wladimir Putin nahestehende Sportlerin meinte auf einem Pressetermin: "Wir sehen uns als normale Leute, Standard-Leute. Buben leben mit Mädchen und Mädchen mit Buben." Sie hoffe, dass das Problem nicht die Olympischen Winterspiele in Sotschi ruinieren werde, meinte Issinbajewa, die als Bürgermeisterin des Olympischen Dorfes eingeplant ist.

Arrest wegen Regenbogen-Aufkleber

"Es erschüttert mich, dass eine junge, gebildete Frau so hinter der Zeit leben kann", sagte daraufhin Nick Symmonds gegenüber BBC Radio. Der US-Amerikaner hatte zudem erzählt, dass er mit einem Regenbogen-Aufkleber das Rennen bestreiten wollte, dass man ihm aber gesagt habe, er solle das lieber nicht tun, da ihm sonst das Gefängnis drohe.

Das neue russische Anti-Homosexuellen-Gesetz macht Homosexuellen das Leben schwer. Es ist seit dem 30. Juni in Kraft, seitdem ist es strafbar, Minderjährige über homosexuelle Lebensformen zu informieren oder Schwulen- und Lesbenparaden abzuhalten. Bei Verstößen drohen Geldstrafen zwischen umgerechnet rund 120 und 23.000 Euro oder bis zu 15 Tage Haft. Ausländer können des Landes verwiesen werden.

(sh./Ag.)

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