Kinderbuch

Momo ist 50 Jahre alt: Nicht zeitlos, sondern zeitvoll

Jetzt auch als Bilderbuch (mit Originalzitaten): Momo.
Jetzt auch als Bilderbuch (mit Originalzitaten): Momo.
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Vor 50 Jahren erschien Michael Endes poetischer Kinderroman über die tödliche Wirkung des Zeitsparens. Der Klassiker wird liebevoll gepflegt.

„Momo ist mehr als ein Kinderbuch“ ist einer der Sätze, der die wunderbare Geschichte von Michael Ende würdigen soll. Wobei das freilich ein wenig gönnerhaft ist: Wer sagt denn, dass ein Kinderbuch nicht den Ansprüchen genügen kann, die auch Erwachsene an literarische Werke setzen? Man würdigt den Märchenroman am besten als das, was er ist: ein poetischer und philosophischer Kinderbuchklassiker, der die heutige Zeit spiegelt.

Vor 50 Jahren, am 1. September 1973, erschien die Geschichte von den grauen Herren, die den Menschen ihre Zeit stehlen, und dem Mädchen, das ihnen widersteht. Die aschgrauen Gestalten mit Zigarette und Aktentasche reden den Menschen ein, dass sie keine Zeit „verlieren“, sondern sie „sparen“ sollen, auf der Zeitsparkasse. Aber „Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen. Und je mehr die Menschen daran sparten, desto weniger hatten sie.“ Momo lebt in der Ruine eines abgelegenen Amphitheaters, sie ist reich an Zeit und besitzt eine wertvolle Gabe: Sie kann den Menschen so zuhören, dass ihre Fantasie beflügelt, ihr Blick wieder auf das Wesentliche gelenkt wird.

Anlässlich des Jubiläums sind gleich zwei Buchausgaben erschienen: In „Momo. Ein Bilderbuch“ hat der deutsche Lyriker und Übersetzer Uwe-Michael Gutzschhahn Originalzitate aus Endes Roman zu einer Erzählung verdichtet, die von Simona Ceccarelli in eine fantastische Bildwelt gegossen wurde. Das Bilderbuch feiert ein zentrales Motiv der Erzählung: das Geheimnis des Zuhörens und der Achtsamkeit

Und es gibt eine „Momo“-Jubiläumsausgabe, die neben dem vollständigen Originaltext gesammelte Hintergrundtexte enthält, die einen Einblick in die Gedankenwelt des Autors gewähren. Beide Bücher sind im Stuttgarter Thienemann-Esslinger Verlag erschienen, der 1973 das Original herausbrachte.

Eine Geschichte, die nicht zeitlos ist, wie „Die Presse“ schrieb – sondern „zeitvoll“. Warum können die grauen Herren Momo als Einzige nicht unter ihre Gewalt bringen? Die Frage hat Michael Ende angeblich sechs Jahre lang daran gehindert, das Buch fertigzustellen. Eines Tages hatte er die Antwort: „Zeit stehlen kann man nur dem, der Zeit spart, denn jemand, durch den die Zeit sozusagen hindurchfließt, der seine Zeit nicht festzuhalten versucht, der hat ja gar keine, die man ihm stehlen kann.“. (rovi/sim)

Michael Ende


1929. Geboren im bayerischen Garmisch als Sohn des surrealistischen Malers Edgar Ende.

1960. „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ wird sein erster großer Erfolg.

1970. Übersiedlung nach Rom, 1973 erscheint „Momo“, 1978 UA der Oper „Momo“ (Musik Mark Lothar).

1979. „Die unendliche Geschichte“erscheintwird ein Welterfolg.

1995. Tod. In München ist heute ein Michael-Ende-Museum.

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