Ausschreitungen

Nach Kundgebung: Rechtsextreme greifen Migranten in Zypern an

In der Hafenstadt Limassol kam es nach einer Demonstration zu schweren Ausschreitungen gegen Migranten.
In der Hafenstadt Limassol kam es nach einer Demonstration zu schweren Ausschreitungen gegen Migranten. APA / AFP / Alex Mita
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Rund 350 offenbar rechtsextreme Vermummte griffen Migrantinnen und Migranten und deren Geschäfte an. Fünf Menschen wurden verletzt.

Nach einer Demonstration gegen Geflüchtete und Migranten hat es am Freitagabend in der zypriotischen Hafenstadt Limassol schwere Ausschreitungen gegeben. Rund 350 vermummte mutmaßliche Rechtsextreme - manche Medien berichteten von bis zu 500 - griffen Migrantinnen und Migranten und deren Geschäfte an, warfen Brandsätze und Steine und setzten Mülltonnen in Brand, wie die Zeitung „Cyprus Times“ am Samstag berichtete. Die Polizei setzte Tränengas ein, fünf Menschen wurden verletzt.

Der zypriotische Präsident Nikos Christodoulidis zeigte sich entrüstet: Er schäme sich wegen der Vorfälle, sagte er zu Beginn einer Krisensitzung am Samstagvormittag. Bei dem Treffen waren auch der Innenminister, die Justizministerin, der Zivilschutz, die Polizei und die Feuerwehr dabei. „Ich schäme mich für das, was gestern stattfand“, sagte Christodoulidis. „Auch diejenigen sollten sich schämen, die dafür verantwortlich sind.“ Damit meinte er sowohl die Organisatoren der Demonstration als auch die Polizei und die zuständigen Minister, denen er vorhielt: „Es kann nicht sein, dass der Staat seine Bürger und Fremde nicht schützen kann.“

„Polizei nicht fähig, Bürger zu schützen“

Die Vermummten hatten nach Medienberichten „Migranten raus aus Zypern“ skandiert. Sie zertrümmerten Geschäfte und Imbissbuden. Die Polizei setzte Tränengas und einen Wasserwerfer ein. Es gab 13 Festnahmen, wie die „Cyprus Times“ schrieb. Ein Journalist, der über die Ausschreitungen berichtete, sagte, die Vermummten hätten Ausländer angegriffen, die wiederum von anderen Zyprioten Hilfe erhielten, um sich in Sicherheit zu bringen. „Die Polizei war nicht fähig, die Bürger und Journalisten zu schützen.“ Auch ein TV-Team wurde von den Vermummten angegriffen. Zypriotische Medien beklagten „pogromartige Zustände“. Bereits am vergangenen Wochenende hatten Rechtsextreme in der Kleinstadt Chloraka Migranten angegriffen.

Laut zypriotischem Innenministerium machen Geflüchtete und Migranten mittlerweile sechs Prozent der Bevölkerung aus. Die kleine Inselrepublik verzeichnet außerdem gemessen an der Bevölkerungszahl mit Abstand die meisten Asylanträge pro Jahr in der EU. Die Flüchtlingslager sind überfüllt, vielerorts haben sich Ghettos gebildet, wo die Menschen in Armut leben. Diese Zustände dienen Ultrarechten als Anlass für die Ausschreitungen. (APA/red)

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