Militärputsch

Gabuns neuer Machthaber kündigt Demokratisierung an

Gabun am Mittwoch, nach der Regierungsübernahme durch das Militär.
Gabun am Mittwoch, nach der Regierungsübernahme durch das Militär.Imago / Desirey Minkoh/afrikimages
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Militärchef und Gabuns neuer Machthaber Oligui verurteilt das korrupte Handeln der gestürzten Regierung. Wegen des Putsches wurde Gabun vorübergehend aus der Afrikanischen Union ausgeschlossen.

Nach dem Militärputsch im zentralafrikanischen Gabun hat der neue Machthaber, General Brice Oligui Nguema, eine Demokratisierung der staatlichen Institutionen zugesagt. Ihre am Mittwoch während des Staatsstreichs beschlossene Auflösung sei „vorübergehend“, sagte Oligui am Freitag in einer im Staatsfernsehen ausgestrahlten Rede. „Es geht darum, sie neu zu organisieren, um sie demokratischer zu machen.“ Drei Tage nach dem Putsch wurden die Grenzen des Landes wieder geöffnet.

Der Sprecher des vom Militär gegründeten Komitees für den Übergang und die Wiederherstellung der Institutionen (CTRI), Oberst Ulrich Manfoumbi Manfoumbi, sagte am Samstag im staatlichen Fernsehen, dass die Land-, See- und Luftgrenzen mit „sofortiger Wirkung“ wieder geöffnet seien. Er begründete den Schritt mit dem Respekt vor dem Rechtsstaat und der Wahrung der guten Beziehungen „mit den Nachbarländern und allen Staaten der Welt“.

Ausgangssperre gilt weiterhin

Nicht aufgehoben wurde dagegen die Ausgangssperre, die seit dem Putsch zwischen 18.00 Uhr und 06.00 Uhr gilt. Reisende seien jedoch davon ausgenommen, erläuterte der Sprecher. Sie dürften sich gegen die Vorlage ihrer Reisedokumente frei im Land bewegen.

Oligui warf der früheren Regierung indes Korruption vor und warnte die Wirtschaftsspitzen des ölreichen Staates eindringlich vor „übermäßiger Rechnungsstellung“. Stattdessen sollten sie sich für die „Entwicklung des Landes“ einsetzen, sagte Oligui. Er wolle dafür sorgen, dass zu viel berechnetes Geld „an den Staat zurückfließt“.

In Gabun hatte das Militär am Mittwochmorgen den langjährigen Präsidenten Ali Bongo Ondimba gestürzt. Die Soldaten begründeten den Staatsstreich mit der „ernst zu nehmenden institutionellen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise“ im Land. Sie warfen Bongo eine „unverantwortliche Regierungsführung“ vor. Seine Regierung sei korrupt und seine Wiederwahl gefälscht.

Kurz zuvor hatte die nationale Wahlbehörde Bongo zum Sieger der von Betrugsvorwürfen und Unregelmäßigkeiten überschatteten Präsidentschaftswahl erklärt. Der 64-Jährige erhielt demnach 64,27 Prozent der Wählerstimmen und hätte seine dritte Amtszeit regieren können. Seine Familie herrschte bereits seit mehr als 55 Jahren in Gabun.

„Übergangspräsident“ auf unbestimmte Zeit

Am Montag soll General Oligui vor dem Verfassungsgericht des Landes auf unbestimmte Zeit als „Übergangspräsident“ vereidigt werden. Er hat eine neue Verfassung und ein neues Wahlsystem angekündigt, die Vorhaben will er nach eigenen Angaben allerdings ohne „Überstürzung“ umsetzen. Die Opposition bezieht er nicht in seine Pläne ein.

Diese forderte Oligui auf, die Macht an zivile Kräfte zurückzugeben, indem der Oppositionskandidat Albert Ondo Ossa die Regierungsgeschäfte übernimmt. Er hatte bei der Präsidentschaftswahl am 26. August nach offiziellen Angaben den zweiten Platz hinter Bongo belegt.

Gabun aus Afrikanischer Union ausgeschlossen

Die Afrikanische Union (AU) hat den Militärputsch als „eklatante Verletzung“ der Grundsätze des Staatenbunds verurteilt und Gabun deswegen vorläufig ausgeschlossen. Zu einem Treffen von General Oligui mit dem diplomatischen Korps und internationalen Organisation schickten viele afrikanische sowie westliche Staaten am Freitag nicht ihre Botschafter, sondern nur rangniedrigere Diplomaten, wie Teilnehmer der Nachrichtenagentur AFP sagten.

Der französische Verteidigungsminister Sébastien Lecornu sagte in einem am Freitagabend veröffentlichten Interview mit der Zeitung „Le Figaro“, die Aktivitäten der rund 400 französischen Soldaten, die im Rahmen der bilateralen Militärzusammenarbeit dauerhaft in Gabun stationiert sind, werde vorerst ausgesetzt, bis sich die politische Lage kläre.

Lecornu führte aus, Frankreich verurteile jeden gewaltsamen Umsturz. Der Umsturz in Gabun sei allerdings nicht mit dem Militärputsch im Niger einen Monat zuvor zu vergleichen. Während die Armee dort eine legitime Regierung gestürzt habe, sei der Umsturz in Gabun nach einer Präsidentschaftswahl erfolgt, an deren Legitimität „Zweifel“ bestünden, hob der Minister hervor.

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