Am Herd

Sapperlot hier fehlt ein Satzzeichen

Wenn WhatsApp mit einem Mythos aufgeräumt hat, dann mit dem, dass die Jungen sich nicht für Rechtschreibung interessieren, die Alten aber schon.

Mein Mann schickt neuerdings Bilder vom Fitnesscenter in die Familiengruppe. Zu sehen ist er mit durchgeschwitztem Leiberl, wie er sich im Spiegel der Umkleide fotografiert. Spiegelfotos sind sozusagen die Selfies von uns Boomern, ich mache das auch immer so, wenn ich Marlene fragen will, ob ich besser das neue Kleid oder den alten Rock für das Fest anziehen soll. Mein Mann jedenfalls schrieb unter sein Fitness-Posting: „Lieblingsthema“.

Gemeint war aber „Lieblingshemd“. Das war der Autokorrektur geschuldet. Und der Brille, die er zu Hause vergessen hatte. Und der Tatsache, dass die Leiberln alle in der Wäsche waren.

Dabei reißt sich mein Mann in letzter Zeit deutlich zusammen. Es gab eine Zeit, da kam jede zweite Nachricht von ihm einem im Familienverband zu lösenden Rätsel gleich. Was meint er mit „Code“ (Kaffee)? Was bedeutet „mMdarinen“ (das übersetze ich nicht, das ist leicht)? Ich habe es einmal geschafft, auf „Falls es 9bstcamcweg zur u1 gibt) bitte“ ganz lässig mit „ich versuchs“ zu antworten und war ein bisschen beleidigt, dass ich dafür keinen Applaus bekam. Ich hätte „och cerfuchs“ schreiben sollen, dann hätte sich Hannah wenigstens zu einem „haha“ hinreißen lassen.

Sie wissen schon, dass man seit mindestens zehn Jahren nicht mehr „lol“ schreibt? Und der lachende Smiley ist seit 2020 out.

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