Morgenglosse

Der erste Schultag – Erinnerungen und Erkenntnisse

Für Tausende Kinder beginnt heute die Schule – ohne Angst vor einschränkenden Maßnahmen.
Für Tausende Kinder beginnt heute die Schule – ohne Angst vor einschränkenden Maßnahmen.APA / Patrick Pleul
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Schülerinnen und Schüler gehörten zu den größten Leidtragenden der Pandemie – auch eine Folge von unvollständig besetzten Expertengremien.  

Der erste Schultag also. Für manche der erste überhaupt, für andere „nur“ der erste in diesem Jahr. Was für alle gilt: keine Einschränkungen mehr – und auch keine Angst mehr vor Maßnahmen wie eine Maskenpflicht oder vorübergehender Unterricht zu Hause. Selbst bei hohen Infektionswellen – egal, ob durch Corona, Grippe oder ein anderes Virus – wird wohl niemand auf die Idee kommen, erneut in den regulären Schulbetrieb einzugreifen. Zu groß waren die Kollateralschäden wie etwa mangelnder Lernfortschritt und psychische Belastungen. Vor allem in Familien aus sogenannten bildungsfernen Schichten.

Der heutige Tag ist daher ein schöner Anlass, um an einen der Kardinalfehler der Regierung zu erinnern – nämlich die Vernachlässigung der Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen. Die hochkompetenten Expertinnen und Experten, die von Anfang an zurate gezogen wurden, deckten viele Bereiche ab, aber eben nicht alle. Insbesondere die sozialen Folgen der zahlreichen Maßnahmen zur Kontaktreduktion wurden nicht ausreichend berücksichtigt – wohl auch deswegen, weil die Gremien hauptsächlich mit Ärztinnen und Ärzten besetzt waren. Die Einschätzungen von Pädagogen und Psychologen kamen zu kurz. Wie sonst ist zu erklären, dass Kinder und Jugendliche sehr stark von den Corona-Maßnahmen betroffen waren, obwohl sie das geringste Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hatten? Ein Phänomen, das im Übrigen äußerst ungewöhnlich ist, denn bei den meisten Infektionskrankheiten sind es neben den ganz alten die ganz jungen Menschen, die besonders gefährdet sind.

Aber gut. Was passiert ist, ist passiert. Und übereilte Schulschließungen waren im Rückblick nicht die einzigen Panikreaktionen der immer wieder überfordert und ratlos wirkenden politisch Verantwortlichen. Immerhin haben sie eine umfassende Aufarbeitung der Geschehnisse in Auftrag gegeben, um brauchbare Erkenntnisse zu gewinnen und diese bei der nächsten vergleichbaren Krisensituation umzusetzen.

Ein Schluss lässt sich aber auch ohne wissenschaftliche Studie ziehen. Und auch ohne Pandemie: Gesundheit bedeutet mehr als die Abwesenheit einer Erkrankung. Eine Gewissheit, die so wichtig ist, dass das nächste Expertengremium nach ihr benannt werden sollte: GBMADAEE. Diese Abkürzung mag nicht so eingängig sein wie GECKO (Gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination), könnte aber dauerhaft bestehen bleiben. Schließlich gilt dieser Grundsatz für jede Art von Gesundheitskrise.

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