Pädophilie

Einmal pädosexuell, immer im Strafregister

Die Zahl der Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchsdarstellungen hat sich erhöht.
Die Zahl der Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchsdarstellungen hat sich erhöht.(c) Yiu Yu Hoi/Getty (Presse)
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Die Zahl der Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchsdarstellungen steigt stetig an. Die Möglichkeiten, Kinder zu schützen, werden aber kaum genützt. 

„Das Darknet ist seit Jahren Schutzraum für perfide Täter“, urteilte Johannes-Wilhelm Rörig, Missbrauchsbeauftragter der deutschen Bundesregierung, schon 2018. Und prognostizierte: „Das Netz entwickelt sich zum zentralen Tatort für sexuelle Gewalt.“ Er sollte recht behalten: Die Zahl der Ermittlungen wegen Kindesmissbrauchsdarstellungen steigt – international und national. In Österreich wurde 2022 gar ein neuer Höchstwert verzeichnet: Das Bundeskriminalamt registrierte 1921 Anzeigen. Die ausgeforschten Täter waren mehrheitlich männlich und kamen aus nahezu allen sozialen Schichten. „Wir erwischen Ärzte, Anwälte und Politiker genauso wie klassische Arbeiter oder Auszubildende“, sagt Psychotherapeut Alexander Seppelt vom Männerberatungszentrum Wien. „Besonders oft sind es Menschen, die mit Kindern zusammenarbeiten – Lehrer oder Sporttrainer.“

Ihr Durchschnittsalter lag lang zwischen 25 und 40 Jahren – nun sinkt es: Tatsächlich gerieten jüngst immer mehr Zehn- bis 14-Jährige in den Fokus der Ermittler. „Die Jugendlichen schicken sich pornografische Inhalte über Messenger-Dienste“, sagt Seppelt. „Und sind sich oft gar nicht bewusst, dass es strafbar ist, sich Genitalien oder den Schambereich von Jüngeren anzusehen.“

Ebenfalls großes Unwissen herrscht bei den Begrifflichkeiten: „Man unterscheidet zwischen Pädophilie und Pädosexualität“, sagt Gabriele Wörgötter, Fachärztin für Psychiatrie. „Wer sich nur zu Kindern oder Jugendlichen sexuell hingezogen fühlt, gilt als pädophil beziehungsweise hebephil – diese Neigung ist per se nicht strafbar.“ Wer Taten setzt, indem er Kinder unsittlich berührt, fotografiert oder sich entsprechende Darstellungen aus dem Internet besorgt, also pädosexuell agiert, macht sich strafbar. „Manche tun das, weil sie eine unreife Persönlichkeitsstruktur haben“, sagt die gerichtlich zertifizierte Sachverständige. „Andere waren als Kind selbst Opfer sexuellen Missbrauchs, haben Enttäuschungen erlebt und wollen aus dieser Hilflosigkeit hin zu einer Machtposition, wieder andere leiden an Dissozialität, Empathielosigkeit oder Narzissmus.“ In anderen Worten: „Eine eindeutige Erklärung gibt es nicht.“

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