Wissenschaft

Ohne Sonnenlicht und Sauerstoff: Wovon leben Bakterien in der Tiefe?

Auch in 1,5 Kilometern Tiefe in einer Goldmine in Südafrika ist man schon auf Bakterien gestoßen.
Auch in 1,5 Kilometern Tiefe in einer Goldmine in Südafrika ist man schon auf Bakterien gestoßen.Scherl / SZ-Photo / picturedesk.com
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Weit unten in der Erde und im Wasser leben Bakterien, die geogenen Wasserstoff nutzen oder selbst produzierten Sauerstoff.

Als Jules Verne 1864 seine Reisenden zum Mittelpunkt der Erde weit unten auf einen Ozean stießen ließ, in dem Meeressaurier sich ineinander verbissen, da war er nicht der Erste, der eine Erkundung möglichen Lebens in der Tiefe imaginierte: „An alle Welt! Ich erkläre, dass die Erde hohl und im Inneren bewohnbar ist!“ Mit diesem Aufruf warb 1818 schon John Cleves Symmes, ein pensionierte US-Offizier, um Geld für eine Expedition in den von ihm vermuteten Einstieg ins Innere der Erde am Nordpol. Er fand Unterstützer, und er war mit seiner Idee nicht allein – der Astronom Edmond Halley hatte 1691 die Möglichkeit einer hohlen Erde aus Kugelschalen mit viel Raum für Lebewesen erwogen –, aber das Projekt kam nicht zustande, Symmes verstarb darüber.

Also blieb die Möglichkeit von Leben, das ohne die Sonne als Energiequelle auskommt, Gegenstand der Science-Fiction, obgleich etwa 1926 in Erdöl aus großen Tiefen in Illinois Bakterien gefunden wurden (Science LXIII S. 21). Aber dergleichen blieb unbeachtet, bis zum 17. Februar 1977: Da stieß das Forschungs-U-Boot „Alvin“ am Meeresboden vor den Galapagos auf Tiefsee-Vulkane, die von unterschiedlichsten Lebewesen besiedelt waren – bis hin zu riesigen Röhrenwürmern –, am Anfang der Nahrungskette standen Bakterien, die ihre Energie aus Chemikalien zogen, die aus den Schloten kamen (Oceanus 20, S. 35).

Unten so viel Leben wie oben?

Daraus zog Thomas Gold, ein 1920 in Wien geborenes Multitalent, 1992 einen Schluss, der so verwegen war, dass seine Publikation in Pnas – dem Journal der US-Akademie der Wissenschaften – als „advertisment“ ausgeschildert wurde und er dafür bezahlen musste. Das mag auch daran gelegen haben, das Gold für hoch umstrittene Hypothesen bekannt war, etwa die, dass Erdöl/gas nicht aus Biomasse entstanden ist, sondern geogen, aus Gestein. Und nun postulierte er, dass es Leben überall in der Erdkruste gebe, bis zu zehn Kilometern hinab – dann würde es mit 150 Grad zu heiß –, und die Biomasse dieser „deep hot biosphere“ die gleiche Größenordnung habe wie die oben auf der Erde (89, S. 6045).

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