Immobilien

Country Garden wendet Insolvenz ab

Country Garden, der größte chinesische Immobilienkonzern, sitzt auf einem umgerechnet 178 Milliarden Euro hohen Schuldenberg. 
Country Garden, der größte chinesische Immobilienkonzern, sitzt auf einem umgerechnet 178 Milliarden Euro hohen Schuldenberg. Reuters / Tingshu Wang
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Vorerst bleibt der chinesische Konzern solvent. Die Börse in Shanghai leidet unter dem schwachen Markt. Die Freude über helfende Maßnahmen ist bereits verpufft.

Wenige Stunden vor Ablauf der Nachfrist hat die strauchelnde chinesische Immobilienfirma Country Garden zunächst verpasste Zahlungen nachgeholt. Der chinesische Konzern habe den Haltern zweier Dollar-Anleihen insgesamt 22,5 Millionen Dollar (20,8 Millionen Euro) überwiesen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Dienstag. Ursprünglich war der Betrag am 6. August fällig gewesen.

Da der größte chinesische Immobilienentwickler die Zahlung aber noch innerhalb der am Dienstag auslaufenden Nachfrist geleistet habe, gilt er offiziell nicht als säumiger Zahler. Dies dämpft die Sorge vor einem Zusammenbruch der Firma, die den ohnehin kriselnden chinesischen Immobiliensektor und die schwächelnde weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft insgesamt in Schwierigkeiten bringen könnte. Country Garden war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen. Zudem schlug der Konzern den Haltern acht weiterer Bonds vor, die Rückzahlungen im Volumen von umgerechnet insgesamt 1,4 Milliarden Dollar um drei Jahre zu verschieben. Dies ergab sich aus Unterlagen, die die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. Die Schuldtitel werden eigentlich 2023 und 2024 fällig.

Hoher Schuldenberg

Am Wochenende hatte sich der Immobilienentwickler nach einigem Hickhack mit anderen Gläubigern auf eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist einer weiteren am vergangenen Samstag fälligen Anleihe geeinigt.

Country Garden sitzt auf einem umgerechnet 178 Milliarden Euro hohen Schuldenberg. Allein in den kommenden zwölf Monaten werden Verbindlichkeiten im Volumen von fast 14 Milliarden Euro fällig. Dem stehen Barmittel von weniger als 13 Milliarden Euro gegenüber. Auch wenn es sich bei den Anfang August verpassten Zahlungen mit 22,5 Millionen Dollar um vergleichsweise geringe Beträge handelt, hatte die Nachricht nach Bekanntwerden einen Kurssturz der Aktien ausgelöst. Verglichen mit dem Wert vor der Pandemie, sind die Papiere von Country Garden auf ein Zwanzigstel des damaligen Werts geschrumpft.

Peking ergreift Maßnahmen

Die Börse in Shanghai leidet unter dem schwachen Immobilienmarkt und schloss am Dienstag mit einem Minus, die Freude der Anleger über die staatlichen Hilfen für die Volksrepublik war schnell wieder verpufft. Auch der Index CSI, der die wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzhen abbildet, verlor im Tagesverlauf fast ein Prozent.

Peking hat in den vergangenen Wochen eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um das sich verlangsamende Wachstum wiederzubeleben und das Marktvertrauen zu stärken. Darunter die Lockerung einiger Kreditregeln zur Unterstützung von Eigenheimkäufern und die Senkung der Handelskosten an der Börse. Die beschlossene Steuersenkung bezieht sich auf die sogenannte Stempelsteuer, die auf gehandelte Aktien erhoben wird. Ihre Höhe lag seit 2008 bei 0,1 Prozent des Handelswerts und wurde nun auf 0,05 Prozent halbiert.

Die Reduktion kommt zunächst einmal Brokern zugute, aber auch bestimmten Hedgefonds, die auf einen schnellen Umschlag von Positionen setzen. Der Name Stempelsteuer geht auf das früher übliche Abstempeln von Urkunden und Verträgen zurück. „Diese Maßnahmen stellen einen bedeutenden Schritt zur Ankurbelung des Immobiliensektors und der Gesamtwirtschaft dar, aber wir glauben, dass sie noch nicht ausreichen“, sagte Ting Lu, Chefökonom für China bei Nomura. „Peking muss möglicherweise aggressivere Lockerungsmaßnahmen einführen, um eine echte Erholung sicherzustellen.“

Diese Aussage wurde auch vom veröffentlichten Caixin-Einkaufsmanagerindex untermauert, der zeigte, dass Chinas Dienstleistungssektor im August so langsam gewachsen ist, wie seit acht Monaten nicht mehr. (ag./red)

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