Industrie

Mit Einmalzahlungen zu niedrigeren Lohnabschlüssen

FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun will durch Einmalzahlungen geringere Lohnabschlüsse erzielen und damit gleichzeitig die Kaufkraft der Arbeitnehmer nicht schwächen.
FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun will durch Einmalzahlungen geringere Lohnabschlüsse erzielen und damit gleichzeitig die Kaufkraft der Arbeitnehmer nicht schwächen.Clemens Fabry
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Die Inflation erhöht den Druck auf die kommenden Lohnverhandlungen. Elektro­industrie-Obmann Wolfgang Hesoun will mit Einmalzahlungen zu geringen Lohnabschlüssen.

Wenn sich der Sommer dem Ende zuneigt, nahen die Kollektivvertragsverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Fachverbänden. Wegen der hohen Inflation erwarten die Gewerkschaften heuer besonders harte Verhandlungen und schlugen in den vergangenen Tagen bereits einen kämpferischen Ton an. Dem gegenüber stehen die Fachverbände der verschiedenen Branchen. Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) verhandelt seinen Kollektivvertrag zwar erst ab kommendem März, FEEI-Obmann Wolfgang Hesoun bringt aber bereits jetzt Ideen für die Verhandlungen in den Diskurs.

Vorschläge bisher abgelehnt

Der ehemalige Siemens-Österreich-Chef möchte Einmalzahlungen auch aus Arbeitnehmersicht attraktiv machen. Dadurch soll es möglich werden, einen geringeren KV-Abschluss in Kombination mit einer gezielten Einmalzahlung zu schaffen. Damit solle für Arbeitnehmer, übers ganze Jahr betrachtet, netto das gleiche Kaufkraftäquivalent wie bei einem höheren Abschluss zur Verfügung stehen, sagt Hesoun.

„Es geht um Maßnahmen, die uns auch in den nächsten Verhandlungen mit Sozialpartnern in die Lage versetzen, vielleicht etwas niedrigere Niveaus an Abschlüssen tätigen zu können, ohne dass die Mitarbeiter netto weniger zur Verfügung haben.“ Ideen, die bisher nicht funktioniert haben, „weil sie nicht in das KV-Schema gepasst haben“.

Gleichzeitig räumt er Nachteile ein – etwa, dass die Sozialpartner im darauffolgenden Jahr von einer geringeren Basis aus verhandeln würden oder dass die Einzahlungen in die Sozialversicherung auch geringer wären, „aber das sind alles lösbare Themen.“ Wie genau, könne er aber noch nicht sagen.

Er könne die grundsätzliche Perspektive der Gewerkschaft verstehen, plädiere aber darauf, verschiedenen Modelle durchzudenken. „Die Forderung für heuer ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die solche Einmalzahlungen zusätzlich zulassen.“ Die Regierung würde solche Einmalzahlungen bereits steuerfrei ermöglichen. Vorschläge dieser Art lehnten die Gewerkschaften bisher aber kategorisch ab.

Zu hohe Energiepreise

Kritik von Hesoun erntet die Tatsache, dass die Energiepreise, anders als in anderen Ländern, nicht gedeckelt wurden. „Das halte ich wirklich für eine Fehleinschätzung – um es freundlich zu formulieren ­– jener, die die Politik beraten haben.“

Wie anderen Branchen machen auch der Elektro- und Elektronikbranche die hohen Stromkosten zu schaffen und setzen in weiterer Folge die Wettbewerbsfähigkeit unter Druck. Die Exportquote der Branche liegt bei 84 Prozent. Dass der wichtigste Handelspartner, Deutschland, in einer Rezession ist, belastet die stabile Nachfrage zusätzlich, erklärt FEEI-Geschäftsführerin Marion Mitsch.

Details zum Vorjahr

Zwar war das Jahr 2022 für die Branche mit einem Umsatzplus von 18,8 Prozent und einem Beschäftigungszuwachs von 4,7 Prozent erfolgreich, aber schon jetzt seien die Auftragsbücher weniger voll.

Der Gesamtproduktionswert der Branche belief sich auf rund 23,34 Milliarden Euro. Das ist eine erneute Steigerung von 15,7 Prozent. Dabei verzeichneten sämtliche Sparten beachtliche Zuwächse, wie Mitsch berichtet. Das stärkste Wachstum gab es in der Sparte Elektronische Bauelemente mit einem Plus von 31,1 Prozent.

Die Auftragseingänge sind im Vorjahr um 16,8 Prozent gestiegen. Die Exportquote blieb konstant auf 84,2 Prozent. Der Umsatz, der 2022 im Ausland erwirtschaftet wurde, betrug 22,74 Mrd. Euro. „Angesichts der vielfältigen Krisen ist das eine höchst erfreuliche Entwicklung und zeigt die Krisenfestigkeit dieser wichtigen Branche“, so Mitsch.

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