Wien: Ende der Nachtschicht im Café Drechsler

Cafe Drechsler öffnet künftig erst um 8 Uhr
Cafe Drechsler öffnet künftig erst um 8 Uhr(c) Cafe Drechsler
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Weil das Café Drechsler beim Wiener Naschmarkt zum Nichtraucherlokal werden muss, bleibt es künftig für Nachtschwärmer geschlossen.

Es ist das Ende einer langen Tradition. Seit 90 Jahren, seit der Eröffnung des Cafés Drechsler, erzählt der heutige Geschäftsführer, Manfred Stallmajer, gehört es zu den Nächten der Stadt, dass diese ab und zu – bei einem letzten Achterl oder direkt aus dem Club zum Frühstück – im Drechsler enden. Sperrt das legendäre Café an der Linken Wienzeile donnerstags, freitags und samstags doch traditionell um zwei Uhr früh zu – und um drei Uhr wieder auf.

Aber damit ist es nun vorbei. Derzeit öffnet das Drechsler nur von acht bis 15 Uhr, ab 3. September, wenn der Vollbetrieb wieder losgeht, schließt es auch von Donnerstag bis Sonntag um zwei Uhr früh und öffnet erst um acht Uhr morgens wieder. Schließlich wurde das Drechsler in den vergangenen Monaten einige Male wegen einer mangelhaften Trennung zwischen Raucher- und Nichtraucherzone angezeigt, Stallmajer musste „einige tausend Euro“ Strafe zahlen, und nachdem der OGH entschied, dass auch die Wege zu Toiletten rauchfrei werden müssen, was ohne große bauliche Änderungen nicht möglich sei, beschloss Stallmajer, das Drechsler fortan als reines Nichtraucherlokal zu führen. „Der Nachtbetrieb ist damit gestorben“, sagt Stallmajer, seien 95 Prozent der Nachtschwärmer doch Raucher – oder mit solchen unterwegs.

Kein Nachtleben ohne Rauchen

Und als Nichtraucherbetrieb könne er nicht mit der Konkurrenz in den frühen Morgenstunden – den Clubs, die bis sechs Uhr früh offen halten, der nahen Gräfin am Naschmarkt oder dem Goodmans an der Rechten Wienzeile – mithalten. Anlaufstelle für die Wiener Szene will Stallmajer freilich weiter bleiben – auch die ersten Reaktionen der (Tages-)Stammgäste auf den Nichtraucherbetrieb seien überwiegend positiv, berichtet er.

Trotzdem, mit dem Ende der Nachtschicht verliert das Drechsler einen guten Teil des Geschäfts: 14 Prozent des Umsatzes hatte er zuletzt in den drei Nächten pro Woche von drei bis sechs Uhr früh gemacht. Und damit muss Stallmajer auch Personal abbauen. Nach der Sommerpause beschäftigt er noch 16 Mitarbeiter, dreieinhalb Vollzeitstellen weniger als zuvor. Die Mitarbeiter hat Stallmajer nun in seinem Guesthouse, einem kleinen Luxushotel nahe der Albertina, das Anfang Oktober eröffnet, untergebracht.

Aber vielleicht braucht er sie ohnehin früher oder später wieder im Drechsler. „Mein Wunsch seit jeher: klare Regeln und ein generelles Rauchverbot. Sollte sich die Politik dazu durchringen, sperre ich sofort wieder in der Nacht auf.

(cim)

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