Wer bietet die niedrigsten Verluste?

SCHWEIZ HOCHWASSER ENGELBERG
SCHWEIZ HOCHWASSER ENGELBERGEPA
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Sparen. Bei den Sparbuchzinsen zeichnet sich keine Zinswende ab. Variable Anleihen könnten eine Alternative sein: Die Zinsen sind zwar auch mager, können aber steigen.

Wien/Ker. Wenn man vor Monaten die heimischen Sparbuchzinsen als mickrig bezeichnet hat, muss man sich mittlerweile ein neues Adjektiv einfallen lassen: supermickrig etwa, oder mikroskopisch klein. Denn seither haben die Banken die Zinsen eher reduziert als beibehalten. Die Bank Austria etwa bietet für ihr Kapitalsparbuch mit einjähriger Bindung einen Zinssatz von 0,2 Prozent. Und das vor Abzug der Steuern, wohlgemerkt. Wenn man von diesem geringen Zinssatz auch die Kapitalertragsteuer abzieht, bleiben noch 0,15 Prozent übrig.

Gleichzeitig bewirbt die Bank Austria auch ihr Sparprodukt „Erfolgskapital fix“. Das ist ein Sparkonto mit steigenden Zinsen. Der Sparer legt mindestens 500 Euro ein und bekommt in den ersten beiden Monaten 0,125 Prozent p. a., danach erhöhen sich die Zinsen auf bis zu 0,4 Prozent. Aber: Im Endeffekt ergibt das bei einjähriger Laufzeit auch nur einen durchschnittlichen jährlichen Zinssatz von 0,2 Prozent (vor Steuern).

Bei langer Bindung gibt es mehr

Nicht viel besser ergeht es dem Sparer bei der Bawag. Dort bekommt er aktuell für ein einjähriges Sparbuch einen Zinssatz von 0,25 Prozent. Der reale Verlust nach einem Jahr macht nicht wesentlich weniger aus als bei der Bank Austria. Auch bei längeren Laufzeiten schaut es alles andere als rosig aus. Eines der besseren Angebote unter den heimischen Filialbanken hat die Volksbank Wien. Für ein Sparbuch mit dreijähriger Bindung zahlt sie 1,2 Prozent jährlich. Nach Abzug der Steuer bleibt allerdings nur ein nomineller Gewinn von weniger als einem Prozent p. a. Wenn man die Inflation wegrechnet, dann häuft der Kunde in drei Jahren einen Realverlust von wohl mindestens drei Prozent an. Kurzum: Wer mehr Zinsen will, muss sich um Alternativen umschauen. Entweder man vertraut den Direktbanken mit exotischen Namen und türkischem Ursprung – schließlich bietet die Vakifbank für ihr einjähriges Sparbuch 1,625 Prozent, also mehr als normale österreichische Filialbanken. Da macht der jährliche Realverlust zumindest weniger als ein Prozent aus. Für sieben Jahre Bindung erhält man bei der Denizbank 2,5 Prozent pro Jahr.

Oder aber, man wendet sich vom klassischen Sparbuch ab und sucht alternative Produkte, die ein hohes Maß an Sicherheit bieten. Die Erste Group bewirbt derzeit intensiv ihren „Sommerfloater“ (ISIN: AT000B119672). Im Grunde ist das eine Anleihe mit einer Laufzeit von sieben Jahren. Der Zinssatz (Kupon) orientiert sich am Dreimonats-Euribor, der auf dem extrem niedrigen Niveau von 0,2 Prozent notiert. Aber: Bei diesem Sommerfloater gibt es eine Mindestverzinsung von 1,625 Prozent jährlich. Aktuell macht der Kupon also tatsächlich 1,625 (vor Steuern und Kosten) aus. Das wirkt ganz passabel auf den ersten Blick. Auch deswegen, weil die Zinsen vierteljährlich ausgezahlt werden. Somit hat der Anleger die Chance, die Zinskupons regelmäßig wieder auf einem Sparbuch zu veranlagen. Das frischt die Rendite ein klein wenig auf.

Ein Szenario: Der Anleger investiert jetzt 5000 Euro in solche Erste-Sommerfloater, mit der Absicht, diese Anleihe bis zum Ende der Laufzeit zu behalten. In den sieben Jahren bleiben die Marktzinsen niedrig, womit der Anleger jährlich 1,625 Prozent Zinsen bekommt. Was bleibt nach sieben Jahren übrig? Dazu muss man vom jährlichen Zinsertrag die Kosten (erhöhter Kaufkurs und Depotspesen) und die Steuer (25 Prozent Kapitalertragssteuer) abziehen und die zusätzlichen Sparbuchzinsen von der Wiederveranlagung hinzurechnen. Unter dem Strich erzielt der Kunde eine Rendite von etwas weniger als einem Prozent jährlich. Somit wird er auch hier einen realen Verlust erleiden. Und mit ziemlicher Sicherheit nicht besser abschneiden als mit einem Direktbank-Sparbuch, obwohl sein Kapital dort für einen kürzeren Zeitraum gebunden ist.

Zinsen können in nächsten Jahren steigen

Aber: Er hat den großen Vorteil, dass er kein Zinsrisiko hat. Denn wenn die Marktzinsen ansteigen– also wenn der Euribor auf über 1,626 Prozent ansteigen würde–, nascht er automatisch an diesen Zinserhöhungen mit. Der Nachteil: Der jährliche Zinskupon ist mit vier Prozent gedeckelt, weil die Erste Group ein Limit eingezogen hat. Dieser Nachteil wird jedoch in der Praxis derzeit nicht schlagend. Denn von vier Prozent spricht ohnehin noch keiner. Zuletzt hatte der Dreimonats-Euribor ein derart hohes Zinsniveau vor fünf Jahren. Die Finanzkrise hat die Zinsen dann abstürzen lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2013)

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