Warten auf die Sitzung und ein neuer Name: De Caluwe

Im Streit um Salzburgs Festspiel-Finanzen zwischen Kuratorium und „Laus“ Alexander Pereira droht nun verbrannte Erde.

Wenn die Salzburger Festspiele zu Ende sind, ist gewöhnlich eine Verschnaufpause angesagt. Daraus wird heuer nichts. Am 2. 9. endete die Bewerbungsfrist für die Intendanz ab 2017. Am 25. 9. ist Kuratoriumssitzung. Bei dieser soll die neue Leitung bestellt werden. Aber auch um die Finanzen wird es gehen, sie bieten weiter Zündstoff. Dass die Festspiele heuer Rekorde im Kartenverkauf und bei Sponsorengeldern erzielten, ist keine Frage. Aber auch die Kosten sind kräftig gestiegen. Heinz Schaden (S), Salzburgs Bürgermeister und Kuratoriumsmitglied, sprach von einem „Overkill“ an Veranstaltungen und forderte eine Verkürzung des Festivals. 2014 wird man sich arrangieren müssen. Das könnte haarig werden. In der Ankündigung von Festspiel-Chef Alexander Pereira, er werde drei Opern („Lucio Silla“, „Meistersinger“, „Don Carlo“) „mitnehmen“, wenn er an die Mailänder Scala wechsle, sehen Mitglieder des Kuratoriums ein Alarmzeichen: Den Festspielen würde der Verkauf ihrer Opern zwar ca. eine halbe Million Euro bringen. Das Geld würde aber kaum so bald kommen. Weiß Pereira bereits, dass die Festspiele 2013 ein Defizit haben werden und baut mit seinem Offert vor?

Es gibt nämlich keine Reserven mehr, die zwei Mio. Euro, die da waren, hat Pereira in seinem ersten Jahr verbraucht. Wird man sich nach den heftigen Wortgefechten 2013 im nächsten Jahr, dem letzten Pereiras, auf eine Atmosphäre der verbrannten Erde einzurichten haben? Er werde den Subventionsgebern „wie eine Laus im Pelz“ sitzen wegen einer Erhöhung der Zuwendungen, erklärte Pereira. Zu verlieren hat er jetzt nichts mehr.

Wer wird nun 2017 Intendant? Markus Hinterhäuser scheint Favorit zu sein, speziell, wenn Kulturministerin Claudia Schmied bzw. die Kuratoriumsvorsitzende, Sektionschefin Andrea Ecker aus dem Kulturministerium, zu ihm halten. Vielleicht hat sich aber doch Sven-Eric Bechtolf beworben, der 2015/16 künstlerischer Leiter der Festspiele sein wird. Er hat einen guten Draht zu Dirigent Franz Welser-Möst. Dass sich dieser um die Intendanz bewirbt, was nach den Statuten erforderlich ist, gilt als unwahrscheinlich.

Ein weiterer Name wird genannt: der Direktor des Brüsseler Théâtre de la Monnaie, Peter de Caluwe. Sein Vertrag an der Brüsseler Oper läuft bis 2019. Von La Monnaie kam auch Gerard Mortier 1992 nach Salzburg. Claudia Schmied hat Caluwe bereits getroffen. Der 1963 geborene Belgier, der Literatur und Theaterwissenschaften studierte, war während Mortiers Intendanz an La Monnaie Dramaturg und dann zuständig für Besetzungen an der Nederlandse Opera unter Direktor Pierre Audi.

E-Mails: barbara.petsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.